Jesuitenpater blockiert Nürnberger Hauptverkehrsstraße

Der Nürnberger Jesuit und Priester Jörg Alt / © Anestis Aslanidis (epd)
Der Nürnberger Jesuit und Priester Jörg Alt / © Anestis Aslanidis ( epd )

Der Jesuit Jörg Alt hat am Dienstagmittag mit anderen Aktivisten den Altstadtring in Nürnberg blockiert. Ein am Dienstag von seinem Orden verbreitetes Bild zeigt den Pater mit Priesterkragen auf der Straße vor dem Hauptbahnhof sitzend. "In der Klimakatastrophe hat die Kirche die Pflicht, die Regierung an ihre moralische Verantwortung den Menschen gegenüber zu erinnern", so Alt. Mit an der Aktion beteiligt waren Aktivisten der "Letzten Generation" sowie "Extinction Rebellion".

Unterstützung kam von mehreren kirchlichen Organisationen wie den Ordensfrauen für Menschenwürde, katholischen und evangelischen Umweltbeauftragten, mehrere Hochschulpfarrern sowie weiteren Persönlichkeiten, darunter der frühere CSU-Landtagsabgeordnete Hermann Imhof und der Münchner Sozialethiker Markus Vogt.

Sie äußern in ihrer Erklärung zwar Bedenken, ob Straßenblockaden ein geeignetes Mittel des gesellschaftlichen Dialogs seien. Dennoch hätten sie Verständnis für eine Beteiligung, da die üblichen Mittel wie Demonstrationen, Publikationen, Petitionen und Diskussionen in den letzten Jahren nicht vermocht hätten, "Gesellschaft und Politik in angemessenes Handeln zu bringen". Wer die gewaltfreien Aktionen zivilen Ungehorsams nicht gut fände, möge gerade deshalb die Warnungen der Wissenschaft ernst nehmen und dazu beitragen, dass Gesellschaft und Politik handelten.

Tempolimit und autofreie Sonntage

Ähnlich argumentiert der Jesuitenorden. Alt selbst betonte, "friedliche Autobahnblockaden und die fatale, durch den Ukrainekrieg erkennbar gewordene Abhängigkeit von fossilen Energien haben noch nicht die notwendigsten Erst-Maßnahmen wie eine Verkehrswende erwirkt, wo mit einfachen Mitteln viel Einsparungen möglich wären - etwa durch ein Tempolimit oder autofreie Sonntage". Die Politik handele zu langsam.

An der Aktion beteiligt war auch Henning Jeschke von der Gruppe "Letzte Generation". Er zählte im vergangenen Sommer und Herbst zu einer Gruppe junger Hungerstreikender in Berlin. "Wenn die Regierung der jungen Generation den Krieg erklärt, haben jeder und jede Einzelne jetzt die Abwägung zu treffen, auf welcher Seite der Geschichte er oder sie stehen", sagte er. Deshalb stünden immer mehr Teile der Gesellschaft, Politiker sowie nun auch Vertreter der Kirche im Widerstand auf den Straßen zusammen.

Pater Alt hatte zuletzt Schlagzeilen im Zusammenhang mit dem sogenannten Containern gemacht. Nachdem er Lebensmittel aus dem Müll von Supermärkten entwendet und sich selbst angezeigt hatte, ermittelt die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth wegen des Verdachts auf besonders schweren Diebstahl. Eine erste Einstellung des Verfahrens nahm Alt nicht hin. Mit der Aktion will der Jesuit Druck auf die Bundesregierung machen, ein Gesetz zur Rettung von Lebensmitteln auf den Weg zu bringen und eine Agrarwende einzuleiten. (KNA, 16.08.2022)