Jesuiten - Eine Chronologie

Ignatius von Loyola / © Maria Irl (KNA)
Ignatius von Loyola / © Maria Irl ( KNA )

1521: Bei einer Belagerung von Pamplona wird der junge baskische Landadlige Inigo Lopez de Onaz de Loyola (Ignatius, 1491-1556) schwer verletzt; seine Militärkarriere ist dahin. Fortan will er Heiliger statt Ritter werden.

1534: Ignatius legt mit Francisco de Xavier (Franz Xaver, 1506-1552) und weiteren Gefährten auf dem Pariser Montmartre geistliche Gelübde ab - die Geburtsstunde der Jesuiten. Die Ziele: geistliche Erneuerung durch Christus-Beziehung und Gehorsam gegenüber dem Papst.

1540: Anerkennung des Ordens durch Papst Paul III.; rasche Ausbreitung. Die 1552 weitgehend ausgearbeiteten Ordensstatuten (Constitutiones) bleiben bis 1762 geheim.

1541: Franz-Xaver, Mitbegründer des Ordens, reist von Lissabon zur Mission nach Indien (1542), auf die Molukken und nach Japan (1549).

1548: Die "Geistlichen Übungen" (Exerzitien) des Ignatius werden erstmals gedruckt.

1549: in Brasilien Beginn der Lateinamerika-Mission

1551: Aus der ersten Jesuitenschule in Rom, dem Collegium Romanum, geht die Gregoriana hervor, bis heute die wichtigste Päpstliche Universität weltweit.

1556: Tod des Ignatius. Der Orden zählt rund 1.000 Mitglieder - obwohl er eigentlich 1540 vom Papst auf 60 begrenzt worden war.

1558: Baubeginn der römischen Jesuiten-Hauptkirche "Il Gesu"

1563: Ende des Reformkonzils von Trient

1565-1572: Der dritte Generalobere Francisco de Borja (1510-1572) setzt das Standbein der Mission nach Mittel- und Südamerika: Peru (1568), Mexiko (1572); später folgen Paraguay (1586) und Chile (1591).

1564-1615: Jesuiten gestalten über ihre Schulen die Gegenreformation in Polen.

1578: Bau der ersten vatikanischen Sternwarte im Zuge der Gregorianischen Kalenderreform. Über Jahrhunderte an verschiedenen Standorten fortgeführt, wird die Sternwarte bis heute von Jesuiten geleitet.

1601: Beginn der China-Mission unter Matteo Ricci

1609: Gründung der "Englischen Fräulein" durch Mary Ward, auch "Mary-Ward-Schwestern" genannt. Sie folgen (offiziell seit 2004) der Regel des Ignatius und verstehen sich als weiblicher Zweig des Ordens.

1610: Einrichtung von selbstverwalteten Jesuiten-"Reduktionen" (Musterdörfern) in Paraguay zum Schutz der Indios vor Sklavenhändlern

1611: erste Niederlassung in Kanada

1612/14: Veröffentlichung der "Monita Secreta"; interner Ermahnungen, angeblich die Interessen des Ordens über alles andere zu stellen. Das mutmaßlich lancierte Dokument bildet eine argumentative Grundlage für die Jesuitenfeindschaft der kommenden zwei Jahrhunderte.

1622: Heiligsprechung des Ignatius von Loyola

1602-1680: Der Astronom und Universalgelehrte Athanasius Kircher aus Geisa gehört zu den gebildetsten Forschern seines Jahrhunderts.

18. Jahrhundert: Jesuiten prägen das Leben am chinesischen Kaiserhof.

1759: In Portugal wird das Vermögen des Ordens beschlagnahmt. Alle Jesuiten werden des Landes verwiesen. Der Vorwurf lautet, sie hätten die Indios gegen den König aufgestachelt und ein Mordkomplott gegen ihn geschmiedet. Andere Monarchen nehmen den Ball auf.

1764: Vermögenseinzug und Ausweisung aus Frankreich

1767: Vermögenseinzug und Ausweisung aus Spanien und seinen Kolonien; Unterdrückung der Reduktionen in Paraguay

1773: Papst Clemens XIV. verbietet den Jesuitenorden auf Druck der Könige von Frankreich, Spanien und Portugal. Nur die russische Zarin Katharina II. weigert sich, das Verbot umzusetzen.

1814: Wiederzulassung durch Pius VII.

1820: Ausweisung der Jesuiten unter Zar Alexander I. aus Russland, das nach 1773 über 40 Jahre das Überleben des Ordens ermöglicht hatte. Erst 1992, nach dem Ende des Kommunismus, kehren dorthin Jesuiten zurück.

1848/74-1973: Tätigkeitsverbot bzw. Verbot in der Schweiz

1872: Verbot des Ordens in Deutschland im Zuge des Preußischen Kulturkampfes (bis 1917)

um 1900-1910: Verflechtungen in den Modernismusstreit; ultramontane, also extrem papsttreue Positionierung

1930er bis 50er Jahre: Die deutschen Jesuiten Gustav Gundlach und Oswald von Nell-Breuning gestalten von Rom aus die Katholische Soziallehre und Wirtschaftsethik mit (z. B. Enzyklika Quadragesimo Anno). Bedeutende wissenschaftliche Beiträge in den Naturwissenschaften (Pierre Teilhard de Chardin) und Sozialwissenschaften (u. a. Heinrich Pesch).

1962-1965: Jesuiten wie Kardinal Augustin Bea, Henri de Lubac und Karl Rahner prägen als Theologen das Zweite Vatikanische Konzil mit, Mario von Galli als medialer theologischer Berichterstatter.

1965: Die Jesuiten erhalten von Paul VI. den ausdrücklichen Auftrag zur Bekämpfung des Atheismus; unter dem Ordensoberen Pedro Arrupe (1965-1981) Ringen um die innere Ausrichtung des Ordens; verstärktes Engagement für die Armen und für soziale Gerechtigkeit

1980: Gründung des Flüchtlingsdienstes der Jesuiten (JRS)

1981: Nach einem Schlaganfall Arrupes setzt Johannes Paul II. zwei Stellvertreter seines Vertrauens für den gewählten Amtsinhaber ein - ein spektakulärer Eingriff in die Eigenständigkeit des Ordens.

1989: Militärs ermorden acht Angehörige der Zentralamerikanischen Ordensuniversität UCA in San Salvador.

2013: Mit dem Argentinier Franziskus (Jorge Mario Bergoglio) wird erstmals ein Jesuit Papst.

2016: Ordensgeneral Adolfo Nicolas tritt aus Altersgründen zurück; bereits der dritte Jesuiten-Obere in Folge, der nicht wie seit Jahrhunderten üblich bis zum Lebensende amtiert. (KNA)