Jean-Marc Aveline ist Gastgeber des Papstes in Marseille

Kardinal Jean-Marc Noel Aveline / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Jean-Marc Noel Aveline / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Kardinal Jean-Marc Aveline (64) ist seit 2019 Erzbischof der von Migration geprägten Mittelmeer-Metropole Marseille; er selbst stammt aus Algerien. Für Papst Franziskus verkörpert Aveline offenbar den Bischof des Mittelmeers. 2022 nahm er ihn ins Kardinalskollegium auf. Damit ist Aveline bis heute der einzige von demnächst acht französischen Kardinälen, der eine große Diözese leitet.

Der an Weihnachten 1958 geborene Aveline hat seine ganze Kindheit und Jugend in Marseille verbracht und ist seit 1984 auch Priester der Erzdiözese. Nach Tätigkeiten in der theologischen Ausbildung und Gemeindeseelsorge wurde er 2007 Generalvikar, dann 2013 Weihbischof. Von 2008 bis 2012 war Aveline zudem Berater des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog.

Migration großes Thema 

Als Erzbischof einer großen Hafenstadt am Mittelmeer ist der Kardinal sehr mit dem Thema Migration vertraut. Er erklärte, der Papst möge Marseille, "weil es auf einer Trennlinie liegt, die auch ein Treffpunkt ist". Die Stadt sei sowohl ein Tor zum Osten als auch ein Tor zum Westen.

Im Vorfeld des Papstbesuchs verwies der Geistliche vor allem auf zwei volkstümliche Stationen der Reise. Zur "Bonne Mere" (gute Mutter) genannten Marienkirche Notre-Dame de la Garde oberhalb des Hafens pilgere Franziskus wie jeder Bürger der Stadt, der ein Gebetsanliegen habe. Und im Fußballstadion von Olympique Marseille, wo der Papst eine große Messe feiert, sei die Stadt in ihrer ganzen Vielfalt vereint. Das sei so, als ob Franziskus jeden Marseillais zuhause besucht.

Brüche in Frankreichs Gesellschaft 

Besorgt äußerte sich Aveline zuletzt über Brüche in Frankreichs Gesellschaft. Es sei inzwischen schwierig geworden, ohne Beschimpfungen zu debattieren. Stimmenthaltungen bei jüngsten Wahlen zeugten von mangelndem Vertrauen in die Politik und ihre Akteure. Frankreich brauche aber Engagement und Hoffnung.

Das Land habe zu große Zweifel an sich selbst, so der Kardinal; an dem, womit es in seiner langen Geschichte beschenkt worden sei und was anderen nützlich sein könnte. Dadurch fehle "im aktuellen Konzert der Nationen der Ton Frankreichs", weil es sich seiner selbst nicht sicher genug sei. (KNA/12.09.2023)