Islamische Begräbnisriten

Symbol eines islamischen Halbmondes mit nach oben geöffneter Sichel auf einem Grabstein / © Markus Nowak (KNA)
Symbol eines islamischen Halbmondes mit nach oben geöffneter Sichel auf einem Grabstein / © Markus Nowak ( KNA )

Der Tod ist nach islamischem Verständnis keine Strafe für die Sündigkeit des Menschen, sondern ein gottgewollter, natürlicher Vorgang. Der gläubige Muslim tritt dadurch wieder in die Obhut Gottes ein und erwartet so das Jüngste Gericht. Sterben und Beerdigung geschehen in der islamischen meist unter großer Anteilnahme der ganzen Familie und der Nachbarn.

Die Bestattung sollte innerhalb eines Tages nach dem Tod erfolgen. Zunächst kümmern sich Verwandte oder Beauftragte der Gemeinde um die rituelle Waschung des Verstorbenen, wobei Männer nur von Männern, Frauen nur von Frauen gewaschen werden würden. Dabei werden oft auch Moschus, Kampfer oder Rosenwasser verwendet. Anschließend wird der Tote gesalbt. Wohlriechend und fleckenlos soll er seinen letzten Weg antreten.

Gekleidet wird der Leichnam in ein Totengewand oder häufiger noch in weiße Leinentücher gebunden, die den Körper vom Gesicht bis zu den Füßen vollständig verhüllen. Im Tod sind vor Allah alle gleich, lautet die Botschaft dahinter. Muslime, die die Wallfahrt nach Mekka absolviert haben, tragen ihr Pilgergewand; Märtyrer werden in der Kleidung bestattet, die sie bei ihrem Tod trugen.

Auch das Totengebet wird in der Regel von einem engen Verwandten vorgetragen. Beim Wortlaut gibt es Abweichungen zwischen den islamischen Glaubensrichtungen. Nicht gestattet ist das Totengebet bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang.

Vor dem Weg zum Friedhof hält ein Imam einen kurzen Trauergottesdienst ab, meist in einer Moschee. Dabei liest er ausgewählte Verse aus dem Koran. Danach führt der Geistliche Den Leichenzug zum Friedhof an. Der Tote liegt auf einer Bahre, die abwechselnd von je vier Männern aus dem Gefolge getragen wird. Ein Sarg ist im Islam nicht vorgesehen, kann aber für den Transport des Leichnams bis zum Grab verwendet werden.

Am Grab angekommen, legen Verwandte den Leichnam auf der rechten Schulter liegend zu Boden. Das Grab ist so ausgerichtet, dass der Tote somit in Richtung Mekka blickt. Anschließend werden Holzbretter diagonal über dem Toten angebracht um den Körper vor der Erde zu schützen, die zum Schluss darüber geschaufelt wird.

Muslime besuchen die Friedhöfe traditionell vor dem Fest zum Ende des Ramadan und vor dem Opferfest im Pilgermonat. Ansonsten spielt Grabpflege keine so große Rolle wie etwa in Deutschland, weil man jeden Anschein von Totenkult vermeiden will und die Verbindung zu dem Angehörigen mit dem Tod bis zum Wiedersehen im Paradies als gekappt gilt. (kna)