Indigene Nationen in den USA

Indianer mit Kopfschmuck / © aceshot1 (shutterstock)

Die Bezeichnung "Indianer" geht auf den Entdecker Christoph Kolumbus (1451-1506) zurück, der 1492 glaubte, Indien entdeckt zu haben. Die Münsteraner Professorin Heike Bungert, Expertin für indianische Geschichte, sagt, in den USA habe man lange den Begriff "Native Americans" benutzt, der jedoch von den indianischen Gemeinschaften abgelehnt wird. Sie bevorzugen den Begriff "American Indians".

Indianische Gruppen tragen einen Gruppennamen wie zum Beispiel Apachen. Dieser kann durch eine Untergruppe oder Klans weiter differenziert werden, als kleinste Untergruppe gibt es die sogenannten Bands. Nicht alle indigenen Stammesgruppen sind als Stämme organisiert, wollen aber als souveräne Nationen anerkannt werden, so Heike Bungert. Sie entscheiden als souveräne Nationen über ihre Mitgliedskriterien.

Derzeit gibt es 574 (Stand März 2020) von der US-amerikanischen Regierung anerkannte Gruppen, von denen etwa 200 in Alaska leben. Nach der letzten Volkszählung 2010 leben 5,2 Millionen Indianer in den USA, das entspricht 1,6 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Mit der Ankunft der Europäer begann die Missionierung der indigenen Bevölkerung. Tatsächlich nahmen die meisten von ihnen den christlichen Glauben an, entschieden sich jedoch für unterschiedliche Konfessionen. Heute bezeichnet sich die Mehrheit der indianischen Bevölkerung als christlich, pflegt aber zusätzlich auch traditionelle indigene Rituale.

Die Lebensbedingungen für die American Indians sind schlecht. Amtlichen Statistiken zufolge ist die indigene Bevölkerung immer deutlich stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als die Mehrheitsgesellschaft. Rund ein Viertel der indianischen Gemeinschaft lebt an oder unter der Armutsgrenze. Im Vergleich zu ihrem Anteil an der Gesellschaft sitzen auch überproportional viele Indigene in Haftanstalten ein, ähnlich wie der afroamerikanische Bevölkerungsteil.

Alkoholismus, Tuberkulose und Diabetes sind Krankheiten, die die indianische Gemeinschaften überproportional treffen. Deswegen ist ihre Lebenserwartung niedriger. Die Selbstmordrate unter den American Indians ist die höchste in den USA. Auch Covid-19 hat diese Gruppe überproportional getroffen. (kna/26.11.2020)