Holocaust-Überlebender in Charkiw getötet

Boris Romantschenko

Boris Romantschenko (2. v.r.) erneuert 2015  in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald den Schwur von Buchenwald vom 19. April 1945. / © Michael Reichel (dpa)
Boris Romantschenko (2. v.r.) erneuert 2015 in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald den Schwur von Buchenwald vom 19. April 1945. / © Michael Reichel ( dpa )

Der ukrainische Holocaust-Überlebende Boris Romantschenko ist bei einem russischen Bombenangriff in Charkiw in seiner Wohnung getötet worden. Der 96-Jährige hatte als junger Mann mehrere NS-Konzentrationslager überlebt. Der Bundestag gedachte am 22. März in einer Schweigeminute Romantschenko. Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt erinnerte an die historische Verantwortung Deutschlands auch für die Ukraine. Der Tod mahne, "alles uns Mögliche zu tun, um diesen grausamen Krieg zu stoppen und den Menschen in der Ukraine zu helfen".

Das Internationale Auschwitz Komitee in Berlin erklärte, für Auschwitz-Überlebende und Überlebende des Holocaust sei "der Tod ihres Leidensgenossen und Weggefährten" am 18. März "endgültig zum Fanal eines verbrecherischen Krieges" von Wladimir Putin und "seiner Kamarilla" geworden.

Gemeinschaft der Überlebenden angegriffen

Der russische Krieg in der Ukraine "tritt die Erinnerungen und das Lebenswerk der Überlebenden mit Füßen" und versuche zudem, "die Gemeinschaft der Überlebenden in der Ukraine, in Polen, in Russland, in Belarus, in Israel und in vielen anderen Ländern der Erde zu spalten und zu zerstören", so der Exekutiv-Vizepräsident des Komitees, Christoph Heubner.

Die 96 Jahre alte ungarische jüdische Holocaust-Überlebende Eva Fahidi sagte in Budapest: "Alles, wofür wir nach unserer Befreiung aus Auschwitz, Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen in den letzten Jahrzehnten gelebt haben, wofür wir aufgestanden sind und warum wir mir jungen Menschen in Europa unsere Erinnerungen geteilt haben: all dies entehrt und missachtet Putin mit seinen Generälen." Fahidi weiter: "Unsere Gedanken gehen in diesen Tagen auch zu den Eltern der jungen russischen Soldaten, die Putin in diesem Krieg verheizt hat und die gefallen sind."

Auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hatte mit Erschütterung auf den Tod Romantschenkos reagiert. "Das macht mich fassungslos. Der Tod von Boris Romantschenko lässt mich entsetzt zurück. Die Nationalsozialisten haben es nicht geschafft, diesen großen Menschen zu brechen, ihn zu töten - sehr wohl aber das System Putin mit seinem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine", erklärte Ramelow am Montag in Erfurt. Romantschenko war auch in Buchenwald bei Weimar in Thüringen inhaftiert.

(Quelle: kna, 22.03.2022)