Genossenschaften in Zahlen

Wohnungsbau / © Marijan Murat (dpa)
Wohnungsbau / © Marijan Murat ( dpa )

Genossenschaften sind freiwillige Zusammenschlüsse von Mitgliedern zu einem gemeinschaftlichen Unternehmen. Sie haben das Ziel, die wirtschaftlichen oder sozialen Aktivitäten ihrer Mitglieder zu unterstützen, etwa durch günstige Konditionen beim Ein- und Verkauf von Waren oder die gemeinsame Herstellung von Produkten. Partizipation, Chancengleichheit und Hilfe zur Selbsthilfe: Das sind die Kerngedanken der Genossenschaftsidee.

In Deutschland gibt es rund 8.000 Genossenschaften mit 23 Millionen Mitgliedern. Die Kooperationen sind nach Angaben des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes DGRV weit verbreitet: Praktisch jeder Landwirt ist Mitglied einer Genossenschaft. 60 Prozent aller Handwerker, 75 Prozent aller Einzelhandelskaufleute, 90 Prozent aller Bäcker und Metzger sowie über 65 Prozent aller selbstständigen Steuerberater sind Genossenschaftsmitglieder.

Die 972 Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie weiteren Institute und Unternehmen firmieren als genossenschaftliche «FinanzGruppe». Die Kreditgenossenschaften zählen rund 18,4 Millionen Mitglieder. Das bedeutet, dass mehr als die Hälfte aller Kunden von Volksbanken und Raiffeisenbanken gleichzeitig Teilhaber ihrer Bank sind - inklusive aller Vorteile und Mitbestimmungsrechte.

In Deutschland gibt es außerdem etwa 2.000 Wohnungsbaugenossenschaften, die rund 3,2 Millionen Mitglieder haben und rund zehn Prozent aller verfügbaren Mietwohnungen (2,2 Millionen) in ihrem Bestand haben. 332 Sozialgenossenschaften entstanden allein zwischen 2005 und 2014: Etwa die Hälfte dieser Gründungen geht auf Menschen zurück, die von einem örtlichen Missstand betroffen waren und selbst aktiv zu wurden. Sie gründeten Dorfläden, retteten Schwimmbäder, Kinos oder andere Kulturangebote vor der Schließung. Vielfach ermöglichen die Kooperationen auch neue Wohnformen für Alt und Jung.

Unter dem Dach des DGRV sind auch 850 Energiegenossenschaften zusammengeschlossen. Rund 180.000 Menschen engagieren sich in Projekten der erneuerbaren Energieerzeugung wie Photovoltaik, Windkraft oder Biogas über den Netzbetrieb bis hin zur lokalen Energievermarktung.

Der Genossenschaftsgedanke gehört seit November 2016 zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit. Die Idee der beiden Gründerväter Hermann Schulze-Delitzsch (1808-1883) und Friedrich-Wilhelm Raiffeisen (1818-1888) mit ihren sozialen, kulturellen, ethischen, emanzipatorischen und ökonomischen Werten hat so eine weltweite Würdigung erfahren. Weltweit gibt es nach Angaben der Deutschen Unesco-Kommission rund eine Milliarde Genossenschaftsmitglieder in mehr als 100 Ländern. (epd)