Experten reagieren unterschiedlich auf Video von Xavier Naidoo

Xavier Naidoo sitzt beim Finale der RTL-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar 2019" auf der Bühne / © Henning Kaiser (dpa)
Xavier Naidoo sitzt beim Finale der RTL-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar 2019" auf der Bühne / © Henning Kaiser ( dpa )

In einem Youtube-Video bekundet der Sänger Xavier Naidoo seine Abkehr von Verschwörungstheorien. Am Mittwoch fielen die Reaktionen auf seinen rund dreiminütigen Monolog unterschiedlich aus. Während der Religionswissenschaftler Michael Blume ihm offenbar eine neue Chance geben möchte, zeigen sich andere Fachleute wie der Verschwörungsexperte Josef Holnburger skeptisch.

Naidoo (50) war in den vergangenen Jahren immer wieder wegen antisemitischer, rechtspopulistischer sowie wissenschaftsfeindlicher Äußerungen in die Kritik geraten. Im Jahr 2009 hatte er die Legitimität des Bundestags infrage gestellt, 2011 behauptete er im Morgenmagazin des ZDF, dass Deutschland noch immer besetzt sei. Er galt als einer der prominentesten Corona-Leugner, nach einem Rechtsstreit durfte er Antisemit genannt werden. Er behauptete, dass die Erde eine Scheibe sei. Die damalige Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU) hatte ihn wegen seiner Äußerungen vor zwei Jahren als "brandgefährlich" bezeichnet.

In dem etwas mehr als drei Minuten langen neuen Video mit dem Titel "#One Love" sagt Naidoo, dass ihn die Ereignisse der vergangenen Wochen "bestürzt und aufgerüttelt" hätten. Dabei benennt er "die brutale russische Invasion in die Ukraine" und erklärt, dass er durch die Familie seiner ukrainischstämmigen Frau das "unfassbare Leid" nah erfahren habe. Er habe erkannt, "auf welchen Irrwegen ich mich teilweise befunden habe. Und dass ich in den letzten Jahren viele Fehler gemacht habe." Es sei ihm bewusst geworden, dass er Familie und Fans mit verstörenden Äußerungen irritiert und provoziert habe. Dafür wolle er sich entschuldigen.

Auf Twitter schrieb Blume, Naidoo habe "wie jeder Mensch - eine neue Chance verdient". Mit Blick auf Berichte, wonach bei der Verbreitung von Verschwörungstheorien auch finanzielle Interessen im Spiel seien, erklärte der Religionswissenschaftler, dass "wir bei Verschwörungsmythen auch immer auf die Geldflüsse schauen müssen, sehe ich auch so. Gleichwohl möchte ich auch Xavier Naidoo nicht vorschnell auf Berechnung reduzieren."

Dagegen erklärte der Arzt Christian Kröner, der sich in Talkshows mehrfach zu einer Notwendigkeit von Impfungen geäußert hat, "der ganze Hass und die Aggressionen, die aus gewissen Kreisen während der Pandemie geäußert wurden, sind nicht mit einem 'Sorry' erledigt".

Auch Holnburger teilte via Twitter mit, Naidoo sage in dem Video, er habe sich "zum Teil instrumentalisieren" lassen. Dabei habe er selbst rechtsterroristische Kanäle auf Telegram verbreitet. Für ihn sei es fraglich, ob man "massig Antisemitismus, Homophobie und Verschwörungsmythen" in einem dreiminütigen Video glattbügeln könne.

Birgit Wilke (KNA)

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Xavier Naidoo sitzt beim Finale der RTL-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar 2019" auf der Bühne / © Henning Kaiser (dpa)