Ethikrat-Mitglied warnt vor Normalisierung des freie Suizids

Alice (l) und Ellen Kessler / © Jörg Carstensen (dpa)
Alice (l) und Ellen Kessler / © Jörg Carstensen ( dpa )

Der Theologe und Ethiker Jochen Sautermeister warnt davor, die Berichterstattung über frei gewählte Suizide zu normalisieren. Dies sei bedenklich, weil so der assistierte Suizid als eine Handlungsoption neben anderen dargestellt werde, sagte Sautermeister, der auch Mitglied im Deutschen Ethikrat ist, am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bonn. An diesem Tag wurde bekannt, dass die berühmten Zwillinge Alice und Ellen Kessler gestorben sind. Die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) bestätigte laut "Münchner Merkur" und tz, dass es sich um einen assistierten Suizid gehandelt habe.

"Die meisten Suizidwünsche werden im Kontext depressiver und anderer psychischer Erkrankungen und in Krisensituationen geäußert", sagte Sautermeister. Ohne sich direkt zum Tod der Kessler-Schwestern äußern zu wollen, betonte er, dass auch bei schwerst- und sterbenskranken Menschen nur in den wenigsten Fällen tatsächlich ein stabiler, selbstbestimmter Suizidwunsch vorliege.

Sautermeister warnte zudem grundsätzlich davor, "dass der assistierte Suizid angesichts der massiven Herausforderungen im Gesundheits- und Pflegesystem an Bedeutung gewinnt". Vielmehr müssten betroffene Gruppen vor jeglichem sozialen Druck geschützt werden, vorzeitig aus dem Leben scheiden zu wollen.

Der Ethiker plädierte zugleich für eine Gesetzgebung, "die die geschäftsmäßige Sterbehilfe verbietet und einer Normalisierung von assistiertem Suizid entgegentritt". (Quelle: KNA, 18.11.2025)