Erntedank

Ein Mann in Indien bei der Weizenernte / © Xinhua (dpa)
Ein Mann in Indien bei der Weizenernte / © Xinhua ( dpa )

Mit dem Erntedankfest danken Kirchen und Landwirte für die eingebrachte Ernte. Christen erinnern seit dem dritten Jahrhundert mit einem eigenen Festtag daran, dass Gott der Schöpfer der Welt ist. Sie verweisen auch auf das "Vater unser", in dem es heißt: "Unser tägliches Brot gib uns heute".

Im Gottesdienst werden oft die Altäre mit Früchten, Gemüse, Blumen und Getreideähren geschmückt. In manchen Pfarreien gibt es Prozessionen und aufwendig gestaltete Blumen- und Früchteteppiche oder Erntekränze und -kronen. Mittlerweile weisen viele Gemeinden außerdem auf den Umweltschutz oder die Entwicklungshilfe hin. Manche verbinden dies mit einer Solidaritätsaktion für Menschen, die Not und Hunger erleiden.

In der katholischen Kirche gibt es keinen weltweit einheitlichen Termin für das Fest. Für Deutschland legte die Bischofskonferenz 1972 den ersten Sonntag im Oktober fest, an dem auch die meisten evangelischen Gemeinden hierzulande Erntedank feiern.

In der Vergangenheit begleiteten zahlreiche Bräuche den Abschluss der Ernte, etwa das gemeinsame Gebet vor Arbeitsbeginn, das Schmücken des letzten Erntewagens oder ein gemeinsames Mahl mit Tanz nach dem Ende der Feldarbeit. Manches davon setzt sich bis heute in regionalen Bräuchen fort.

Früher waren die Menschen noch deutlich stärker von einer guten Ernte abhängig als heute. Deshalb gab es bereits in vorchristlicher Zeit in fast allen Kulturen Ernteriten und traditionelle Feste, die sich irgendwann mit den christlichen Bräuchen vermischten. Einerseits dienten sie der Danksagung, andererseits sollten sie Unheil und Schaden abwenden.

In Preußen wurde seit 1773 ein regelmäßiger Erntedanktag begangen. Bisweilen hatten die Feiertage auch politische Bedeutung: So führten die Nationalsozialisten 1933 das in Deutschland lange vergessene Fest mit großem Propaganda-Aufwand wieder ein, um die Landwirte enger an die "Volksgemeinschaft" zu binden.

Auch der "Thanksgiving Day" in den USA, der seit 1941 am vierten Donnerstag im November als großes Familienfest begangen wird, hat sich aus dem Erntedankfest entwickelt. Er wurde erstmals 1621 in Massachusetts von den Pilgervätern als Dank für die erste Ernte gefeiert. (KNA)