Die Religion der Mapuche

Mapuche demonstrieren in traditionellen Trachten für ihre Rechte / © Jürgen Escher (Adveniat)
Mapuche demonstrieren in traditionellen Trachten für ihre Rechte / © Jürgen Escher ( Adveniat )

Die Religion der Mapuche ("Menschen der Erde") verehrt Gott als eine Vierheit: als Vater und Mutter, Alter (= Weisheit) und Jugend (= Kraft). In ihrer weitestgehend hierarchiefreien, sehr spirituellen Gesellschaft haben die oder der Machi (Schamane) als Geistliche eine zentrale Bedeutung für die Gemeinschaft. Heutzutage sind die meisten Machi weiblich. Sie erfahren ihre Berufung oft im Traum und lernen über Jahre bei erfahrenen Machi den Umgang mit den Geistern.

Die wichtigsten Jahresfeste der Mapuche sind das We Bipantu (Neujahr) und das Gilhatu, ein mehrtägiges Bitt- und Dankfest in Einklang mit der Natur. Dafür wird ein großes Tier, oft ein Pferd, das den Mapuche als heilig gilt, geschlachtet und gemeinschaftlich verzehrt. Die katholische Kirche, in früheren Jahrhunderten vor allem Begleiterin der spanischen und chilenischen Staatsmacht, hat sich im Land- und Menschenrechtskonflikt deutlich auf die Seite der bedrängten Mapuche gestellt und fördert unter anderem Bildung und Unterricht in Mapudungun, der indigenen Sprache.

Auf religiöser Ebene ist das Verhältnis komplex. Landesweit pflegen etwa 40 Prozent der Mapuche weiter ihre Naturreligion. Unter den 30 Prozent der katholischen Mapuche gibt es auch viele, die den katholischen Glauben mit Mapuche-Traditionen verbinden. Ordenspriester der Jesuiten versuchen etwa, im ursprünglichen Stammesland Araukanien unter den Ureinwohnern zu leben und die christliche Trinität mit der Vierheit des Mapuche-Glaubens theologisch übereinzubringen. Die Mapuche-Kultur legt großen Wert auf Harmonie und auf Gegenseitigkeit. Wenn der katholische Priester eine Familie besucht, erwidert diese den Besuch bei der Messe - denn der Priester hat ja keine Familie.

Konfrontativer, aber zahlenmäßig erfolgreich verläuft die Missionsarbeit evangelikaler Pfingstkirchen, die mit ihrer Spontaneität und Charismatik für Mapuche ansprechender sind als ein eher intellektueller Katholizismus. Die Evangelikalen lehnen allerdings die Mapuche-Kultur ab und fordern die Indigenen auf, sich explizit zwischen ihrer Tradition und dem Christentum zu entscheiden. Jugendliche aus evangelikalen Mapuche-Familien stoßen auf Widerstände, wenn sie die Sprache Mapudungun lernen oder an Mapuche-Ritualen teilnehmen wollen. (kna/Stand 18.01.2018)