Der Kreuz-Streit

Tafel und Kruzifix in einem Hörsaal / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Tafel und Kruzifix in einem Hörsaal / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Nach kritischen Äußerungen über Kreuze und andere religiöse Symbole im öffentlichen Raum war der damalige EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) im Mai 2014 von der CSU scharf angegriffen worden. "Ich bin maßlos enttäuscht von Martin Schulz", sagte CSU-Chef Horst Seehofer: "Eine Abkehr von der christlichen Prägung Europas über Jahrhunderte ist für die CSU vollkommen inakzeptabel."

Schulz hatte in einer Fernsehdebatte zur Europawahl gesagt, jeder solle persönlich seinen Glauben zeigen können, der öffentliche Ort jedoch müsse "neutral" sein. Es gebe in Europa "das Risiko einer sehr konservativen Bewegung zurück". Dies müsse in Sinne der Anti-Diskriminierung "bekämpft" werden, meinte der damalige Spitzenkandidat der europäischen Sozialdemokraten.

Als gravierenden Angriff auf die Tradition und Rechtsordnung in Deutschland hatte der damalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, die Forderung von Martin Schulz zurückgewiesen. "Die Forderung verstößt gegen unsere Rechtsordnung und missachtet das in Deutschland gewachsene Verhältnis von Religion und Staat. Die Wahlkampfaussage, jeder solle persönlich seinen Glauben zeigen können, der öffentliche Ort jedoch müsse 'neutral' sein, ist eine Polemik, die geeignet ist, Christen aller Konfessionen zu verletzen. Letztlich fordere Schulz eine konsequente Verbannung der Religion in den privaten Bereich. "Religion ist aber keine Privatsache", so Glück. "Wir haben in Deutschland einen anderen Weg des Miteinanders von Religion und Staat entwickelt, das den nöti­gen Raum lässt  für die historisch gewachsene, gegenüber der Religion wohlwollende, fördernde Neutralität. Schon das Grundgesetz nimmt in seiner Präambel ausdrücklich Bezug auf unsere Verantwortung vor Gott."