Der deutsche Pflegemarkt

Eine Mitarbeitern der Ambulanten Pflege der Caritas / © Harald Oppitz (KNA)
Eine Mitarbeitern der Ambulanten Pflege der Caritas / © Harald Oppitz ( KNA )

In Deutschland gibt es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 13.600 Pflegeheime, in denen Menschen stationär oder teilstationär versorgt werden. Die Heime werden zu 53 Prozent von freigemeinnützigen Trägern wie der Diakonie oder der Caritas betrieben.42 Prozent der stationären Heime sind in privater Hand. Dieser Anteil ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Nur noch fünf Prozent der Pflegeheime werden von Kommunen betrieben.

"Der deutsche Pflegemarkt ist sehr zerstückelt"

Die großen Pflegeketten haben einen Marktanteil von rund zwölf Prozent. "Der deutsche Pflegemarkt ist sehr zerstückelt", sagt Dörte Heger vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung RWI in Essen, die am zweijährlich erscheinenden Pflegeheim Rating Report mitarbeitet. Es gibt viele kleine Träger, die nur ein bis drei Heime betreiben. Darin schlummern für Investoren am deutschen Markt Renditechancen, weil sich durch Zusammenschlüsse zu größeren Pflege-Unternehmen Geld sparen lasse, sagt die Ökonomin.

Auch Olaf Bentlage, Sprecher des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste, beobachtet einen Trend zur Konzentration: "Mir berichten kleine Betreiber, dass sie wöchentlich Anrufe von größeren Firmen bekommen, die sie übernehmen wollen." Größer ließe sich eben wirtschaftlicher arbeiten, "ohne dass die Qualität dabei schlechter wird", sagt Bentlage.

"Arbeitsplätze in der Pflege lassen sich nicht abschaffen"

 Auf diese Effekte setzten auch die Finanzinvestoren, die sich in den Markt einkauften. Sein Verband sieht das nicht als Gefahr für die Branche: "Die Arbeitsplätze in der Pflege lassen sich ja nicht verlagern oder abschaffen." Und auch die Löhne würden nicht gedrückt: "Es suchen ja alle händeringend Personal." Die Gehälter in der Altenpflege steigen, sagt Bentlage und verweist auf Daten der Bundesagentur für Arbeit.

Bislang hätten Investoren vor allem Pflegeimmobilien gekauft. Er erwarte aber, dass künftig auch der Betrieb übernommen werde - wie es auch aktuellen im Fall des US-amerikanischen Finanzinvestors Oaktree geschehen ist, der sich in den Hamburger Pflegemarkt eingekauft hat. "Die Nachfrage nach Pflege ist in Deutschland riesig, das hat sich längst herumgesprochen."

2,9 Millionen Menschen pflegebedürftig

Hochrechnungen des Statistischen Bundesamtes gehen davon aus, dass es im Jahr 2030 ein Drittel mehr Pflegebedürftige in Deutschland geben wird, weil bis dahin deutlich mehr ältere Menschen in Deutschland leben werden. Aktuell sind 2,9 Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig, ein Viertel lebt in stationären Pflegeheimen.

Der Pflegeheim Rating Report hat eine Investitionslücke von 80 Milliarden Euro für 321.000 zusätzliche Plätze in Pflegeheimen errechnet. Zudem gebe es bis 2030 einen zusätzlichen Bedarf von 345.000 Pflegevollzeitkräften. Das wären über 50 Prozent mehr Beschäftigte, als derzeit in ambulanten und stationären Pflegeinrichtungen arbeiten.