Das Straßburger Münster zwischen Frankreich und Deutschland

Straßburger Münster / © Sina Ettmer Photography (shutterstock)
Straßburger Münster / © Sina Ettmer Photography ( shutterstock )

Der junge Goethe verstieg sich einst nach Erklimmen des Münsters zu der kunsthistorisch unhaltbaren These, nur ein deutsches Genie wie Erwin von Steinbach (um 1244-1318) habe damals wahre, harmonische Kunst erschaffen können - während etwa die Franzosen oder Italiener vor allem alte Formen nachgeahmt hätten. Straßburg, die Hauptstadt des Elsass – und mit ihr das Münster – erlebte wechselvolle Zeitläufe zwischen Deutschland und Frankreich.

Die katholische Bischofskirche wurde 1524 protestantisch. Der aufkommende deutsch-französische Gegensatz sorgte für einen erneuten Wechsel: Der Sonnenkönig Ludwig XIV. annektierte widerrechtlich die Freie Reichsstadt. Doch dass er das Münster 1681 rekatholisierte, nötigte auch den düpierten deutschen Reichsfürsten Anerkennung ab, zumindest den katholischen. In der heißen Phase der Französischen Revolution gab es sogar Pläne, den mittelalterlichen Nordturm im Namen der "egalite" einzureißen.

Das verhinderten die Straßburger Bürger, indem sie dem Turmhelm als Freiheitssymbol eine blecherne Jakobinermütze aufsetzten. 1870/71 fiel das Elsass an Deutschland, nach dem Ersten Weltkrieg dann wieder an Frankreich. Im Zweiten Weltkrieg wollte Hitler aus dem Straßburger Münster ein "Nationalheiligtum des deutschen Volkes" machen. Stattdessen erhielt es im August 1944 alliierte Bombentreffer. (KNA / 6.8.19)