Das John Cage-Orgelkunstprojekt

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John Cage, 1912 in Los Angeles geboren und 1992 in New York gestorben, war Schüler von Henry Cowell und Arnold Schönberg. Es gibt nach Schönberg in der Geschichte der neuen Musik nur wenige Komponisten mit einer ähnlichen Bedeutung, nicht nur für die Entwicklung eines neuen Verständnisses in der Musik, sondern auch über den Rahmen des eigentlichen musikalischen Schaffens hinaus. John Cage war Philosoph, Maler und Literat. Hinter allen seinen Arbeiten spürt man das Bedürfnis "Bewusstsein zu schaffen" für Musik, für Verhaltensweisen und für unser Vermögen zu denken. 1985 entstand  John Cages Orgelstück Organ2/ASLSP in einer Fassung für Klavier, 1987 bearbeitete John Cage das Stück auf Anregung des Organisten Gerd Zacher für Orgel. 

10 Jahre danach, auf einem Orgelsymposium in Trossingen, wird die Frage gestellt, wie ist "As SLow aS Possible" zu begreifen und wie ist das Stück aufzuführen. Organisten, Musikwissenschaftler, Orgelbauer, Theologen und Philosophen sprechen über die spieltechnischen, ästhetischen und philosophischen Aspekte die dem Titel und dem Stück gerecht werden. Die Frage der Realisierung des Werkes führt zu dem Ergebnis, dass man "As SLow aS Possible" potentiell unendlich denken und spielen kann – zumindest so lange, wie die Lebensdauer einer Orgel ist und so lange, wie es Frieden und Kreativität in künftigen Generationen gibt. Aus dieser spieltechnischen und ästhetischen Frage entwickelte sich im Laufe der Zeit ein Projekt, das inzwischen weltweites Aufsehen erregt hat.

Seit September 2001 wird das Stück in der Burchardikirche in Halberstadt, 639 Jahre "so langsam wie möglich", aufgeführt. Zurzeit können Besucher dort einen Ton aus fünf Orgelpfeifen hören, die während der Aufführung wächst: Das Vorhaben ist der Versuch einer Entschleunigung, eine "Entdeckung der Langsamkeit". (DR, John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt)