Chronik des Papsttums in Südfrankreich

Die Kathedrale St. Apollinaris in Valence, Südfrankreich / © Leonid Andronov (shutterstock)
Die Kathedrale St. Apollinaris in Valence, Südfrankreich / © Leonid Andronov ( shutterstock )

Im 14. Jahrhundert gelangte durch politische Wirren in Rom und Italien und durch Druck der französischen Krone das Papsttum nach Avignon. 1367, vor 650 Jahren, versuchte Papst Urban V., ein Südfranzose, die Rückkehr nach Rom - zunächst vergeblich. Ein kleine Zeitreise:

1305: Auf Betreiben von König Philipp IV. ("dem Schönen") wird der Erzbischof von Bordeaux, Bertrand de Got, zum Papst gewählt. Krank und willensschwach, wird dieser als Clemens V. mit zunehmender Dauer zum Werkzeug der französischen Krone, etwa bei der Auflösung des Templerordens und der Verteilung des riesigen Ordensvermögens.

März 1309: Clemens V. kommt in Avignon an und hält sich fortan dauerhaft in der Provence auf.

1316 bis 1334: Sein Nachfolger Johannes XXII., Südfranzose wie alle Päpste von Avignon, wird mit bereits 72 Jahren gewählt und regiert noch 18 Jahre. Als früherer Bischof von Avignon verlegt er den päpstlichen Sitz dauerhaft dorthin. Der gewiefte Jurist und Verwaltungsexperte, genannt der "Fuchs von Cahors", baut die päpstlichen Finanzinstrumente wie den Pfründen- und Ablasshandel aus.

1335: Benedikt XII., ein hochrangiger Theologe und frommer Ordensmann, beginnt nach gescheiterten Rückkehr-Versuchen nach Rom mit dem Bau des Papstpalastes in Avignon.

1342 bis 1352: Die Regentschaft des prunksüchtigen Clemens VI. gilt als Tiefpunkt des "Exils von Avignon". Am Ende des Pontifikats sind die seit Johannes XXII. aufgetürmten Reichtümer durch einen Schuldenberg ersetzt. Unter anderem erweitert Clemens VI. den strengen Burgbau seines Vorgängers um den "Neuen Palast" und erwirbt die Stadt Avignon (1348).

1356: Fertigstellung des Papstpalastes. Finanzkrise.

Oktober 1367: Papst Urban V. (1362-1370) versucht, bedrängt von politischer und geistlicher Prominenz der Zeit und gegen französische Widerstände, die Kurie wieder in Rom zu etablieren. Er kann sich dort jedoch nicht dauerhaft durchsetzen und kehrt nach drei Jahren nach Avignon zurück, wo er kurz darauf stirbt.

1376: Gregor XI., ein Neffe Clemens VI., gibt dem Drängen vieler Zeitgenossen nach und kehrt Avignon endgültig den Rücken. In Rom angekommen, leidet er unter der Feindseligkeit der rivalisierenden politischen Kräfte dort und stirbt 1378.

1378: Der Tod von Gregor XI. führt zum "Großen Abendländischen Schisma". In Rom und in Avignon beanspruchen fortan zwei Päpste zugleich, zeitweilig sogar drei, die Petrus-Nachfolge.

1417: Das Konstanzer Konzil ersetzt die drei Streithähne durch Martin V., einen neuen, unbelasteten Papst. Von 1433 an residieren im allmählich verfallenden Papstpalast von Avignon päpstliche Legaten. Sie verwalten bis zur Französischen Revolution (1791) die päpstlichen Territorien in Südfrankreich. Bis 1906 dient der Palast als Gefängnis und Armeekaserne. Die zahlreichen Umbauten und Schäden werden erst im Lauf des 20. Jahrhunderts allmählich beseitigt. (kna)