Augustinerorden

Augustinerbrüder in der Würzburger Augustinerkirche / © Carsten Strübbe (Augustiner)
Augustinerbrüder in der Würzburger Augustinerkirche / © Carsten Strübbe ( )

Die Augustiner sind ein katholischer Männerorden (Ordo Sancti Augustini, kurz OSA). Sie tragen einen schwarzen Habit mit Ledergürtel. Meist sind sie jedoch ohne Ordensgewand unterwegs. 

Der Augustinerorden beruft sich auf den Heiligen Augustinus als Ordensvater - obwohl jene Gemeinschaften, die Augustinus im 5. und 6. Jahrhundert in Nordafrika gegründet hatte oder die unter seiner Ordensregel zusammenlebten, zum Teil im Zuge der Völkerwanderung oder bei der Islamisierung Nordafrikas untergingen oder nach Italien verdrängt wurden. In seiner heutigen Form wurde der Augustinerorden durch Papst Alexander im 13. Jahrhundert gegründet. Dieser rief verschiedene Gruppen von Eremiten – zunächst in der Toskana, dann auch darüber hinaus – zusammen und gab ihnen die Regel des Heiligen Augustinus. Am 9. April 1256 wurde der Orden mit der Bulle "Licet Ecclesiae" von Papst Alexander IV. offiziell bestätigt. Da bei der Gründung des Ordens auch Eremitenverbände mit aufgenommen wurden, nannte man den Orden "Augustiner-Eremiten". Im Jahre 1963 wurde der Begriff "Eremiten" von Papst Johannes XXIII. gestrichen, weil er kein Wesensmerkmal des Ordens darstellt. Papst Alexander IV. gab dem so neu gegründeten, und auf Augustinus zurückgehenden Orden, verbindlich die Ordensregel dieses Heiligen. Als Ordenskleid bekamen die Mönche den schwarzen Habit, einen Ledergürtel und eine schwarze Kapuze. Nach dem Willen des Papstes sollten "die Brüder in die Städte ziehen, sich dort niederlassen und im Volk Gottes Früchte zeitigen durch das beredte Wort heiliger Weisheit und das Beispiel frommen Zusammenlebens".

So verschieden wie der Ursprung des Ordens ist, so vielfältig ist die Ordensgemeinschaft heute sichtbar. Augustiner streben danach, an den Orten, an denen sie leben, Gemeinschaft zu verwirklichen, indem sie Leben und Glauben teilen. Sie tun das nicht für sich allein und abgeschieden. Menschen sollen in den verschiedenen Aufgaben und Lebensorten an ihrem Leben teilnehmen können. So sind Augustiner in vielen Bereichen aktiv: Sie engagieren sich in der Einzel- und Beratungsseelsorge, in der Jugendarbeit, in der Gemeindepastoral, in der Bildungsarbeit, der Wissenschaft und Augustinusforschung. Die Seelsorge in der Stadt gehört ebenso dazu wie die auf dem Land, die in der Pfarrei ebenso wie die am Wallfahrtsort.

Der Orden beruft sich auf die Ideen des Heiligen Augustinus. Als dieser in seiner Ordensregel darüber nachdachte, wie Augustiner zusammenleben, orientierte er sich an der Apostelgeschichte des Evangelisten Lukas. Ihm stand das Ideal der urchristlichen Gemeinde vor Augen, die alles gemeinsam hatte, miteinander betete und Alltag teilte. So schreibt er im 1. Kapitel der Ordensregel: "Zuallererst sollt ihr einmütig zusammenwohnen wie ein Herz und eine Seele auf dem Weg zu Gott." Und weiter: "Bei Euch darf von persönlichem Eigentum keine Rede sein", womit er sich auf die Apostelgeschichte bezieht.

Heute verstehen die Augustiner darunter, dass sie alle Güter gemeinsam haben und miteinander teilen. Das beschränkt sich nicht auf das Materielle. "Wir teilen Glauben und Leben, teilen Wissen und Kenntnis, teilen Arbeit und Freizeit", heißt es auf der Webseite der Augustiner. Aber: "Es ist uns wichtig, dass nicht alle das Gleiche bekommen. Wir haben verschiedene Bedürfnisse, haben vielfältige Möglichkeiten und bringen diese in Gemeinschaft zum Ausdruck." Das sei "immer wieder spannend und manchmal auch mit Spannungen verbunden" und zeige sich etwa, wenn ältere mit jungen Brüdern zusammen lebten. Deshalb sei es gut, sich immer wieder vor Augen zu halten, dass der Orden keine Zweckgemeinschaft sei: "Uns bringen nicht in erster Linie Sympathie oder wirtschaftliche Gründe zusammen. Unser Zusammenleben basiert auf einem gemeinsamen Leben vor und mit Gott." 

Dieses Zusammenleben konkretisiert sich vor Ort in den Konventen. Die Brüder werden alle vier Jahre aufgefordert, sich in einem Konventskapitel (so heißt die Zusammenkunft aller) eine eigene Hausordnung zu geben, in der das gemeinsame Gebet, der gemeinsame Gottesdienst, gemeinsame Essenszeiten und auch die Zeiten zur Erholung im brüderlichen Gespräch und Austausch vereinbart werden. Ganz im Sinne des Ordensgründers Augustinus, der zum Abschluss des ersten Kapitels seiner Ordensregel schreibt: "Lebt also wie ein Herz und eine Seele zusammen und ehrt gegenseitig in euch Gott; denn jeder von euch ist sein Tempel geworden."

Augustiner gibt es derzeit in 38 Ländern weltweit. In Deutschland leben sie an sechs verschiedenen Standorten - in Berlin, Erfurt, Fährbrück, Münnerstadt, Würzburg und Maria Eich vor den Toren Münchens - und sind als "Deutsche Augustinerprovinz" organisiert. Der Sitz der Leitung dieser Provinz ist das Augustinerkloster in Würzburg. Während das Haupthaus in Würzburg manchmal einem Taubenschlag gleicht, geht es auf dem fränkischen Land in Fährbrück ruhiger zu.