Apostolische Nuntiatur in Deutschland

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei einem Symposium am 30. Juni 2021 in der Apostolischen Nuntiatur in Berlin / © Grodon Welters (KNA)
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei einem Symposium am 30. Juni 2021 in der Apostolischen Nuntiatur in Berlin / © Grodon Welters ( KNA )

Die Anfänge der Apostolischen Nuntiaturen in Deutschland liegen im 16. Jahrhundert. Seinerzeit etablierten die Päpste ständige Beziehungen zu wichtigen europäischen Ländern und Herrscherhäusern und schufen damit die Grundlagen der Diplomatie. Nachdem es am Kurfürstlichen Hof zu Köln ab 1520 zunächst Päpstliche Sondergesandte gab, wirkte der italienische Bischof Giovanni Bonomigni (1536-87) von 1584 bis 1587 als erster Apostolischer Nuntius am Rhein.

Nach der französischen Besetzung des Rheinlands musste die Kölner Nuntiatur 1794 aufgegeben werden. Fortan wirkten die Papstbotschafter bis 1924, mit einer Unterbrechung von 1800 bis 1818, in München, hatten dabei jedoch das übrige Deutschland stets im Blick.

Mit dem 1871 gegründeten, preußisch-protestantisch dominierten deutschen Kaiserreich kam trotz mehrfacher Anläufe kein Konkordat zustande. Das Fehlen eines Nuntius in Berlin war dann auch mit ein Grund dafür, dass die Friedensnote von Papst Benedikt XV. (1914-22) zur Beendigung des Ersten Weltkriegs vom 1. August 1917 scheiterte.

Erst nach den Wirren des «großen Krieges» wurde der seit 1917 in München tätige Erzbischof Eugenio Pacelli (1876-1958, ab 1939 Papst Pius XII.) zum Nuntius für die Weimarer Republik ernannt. Er war damit in Personalunion gleichsam der erste Apostolische Nuntius in Deutschland. 1925 verließ er München und bezog die Nuntiatur im Berliner Stadtteil Tiergarten. Ein Konkordat mit Preußen konnte er bis 1929 aushandeln.

Ende 1929 berief Papst Pius XI. (1922-39) seinen Nuntius, der bereits mehrmals vor der Ideologie des Nationalsozialismus gewarnt hatte, aus Deutschland ab und ernannte ihn zum Kardinalstaatssekretär. Als solcher handelte Pacelli mit Nazi-Deutschland 1933 das Reichskonkordat aus, das Adolf Hitler aus taktischen Gründen anstrebte. Unter Erzbischof Cesare Orsenigo (1873-1946), ab 1930 Pacellis Nachfolger in Berlin, musste die Botschaft des Heiligen Stuhls dann während des Zweiten Weltkriegs mehrmals verlegt werden, zuletzt nach Eichstätt.

Erst 1951 kam mit dem deutschstämmigen US-Erzbischof Aloysius Joseph Muench, der bereits ab 1946 auch die Aufgaben des Papstbotschafters als "Visitator" wahrgenommen hatte, der erste Nuntius der Nachkriegszeit in die westdeutsche Hauptstadt nach Bonn.

Die Botschaft des Heiligen Stuhls wurde 2001 von Bonn wieder nach Berlin verlegt. Auf Muench folgten bis heute acht weitere Nuntien. Seit 2013 ist Erzbischof Nikola Eterovic (70) als Nuntius in Deutschland tätig. (KNA / 07.03.2021)