Große Pfarrbezirke, kühle Anonymität und lediglich ein Gottesdienstbesuch an Weihnachten und Ostern? Anhängerinnen und Anhängern Neuer Geistlicher Gemeinschaften reicht das nicht aus. Sie sehnen sich nach einem intensiven Gebetsleben, nach Gotteserfahrungen im Alltag und regelmäßigen Treffen mit ihren Glaubensgeschwistern.
Wie plural der Glaube in der katholischen Kirche dabei gelebt wird, zeigt allein der Blick ins Erzbistum Köln: Über 30 Neue Geistliche Gemeinschaften und Bewegungen sind, vorrangig in den vergangenen Jahrzehnten, hier und auch in anderen deutschen Bistümern entstanden – von weltweit verbreiteten Bewegungen bis hin zu kleinen nahezu unbekannten Gruppen. Kurz nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurden sie wegen ihres missionarischen Eifers als Hoffnungsträger für die Erneuerung der katholischen Kirche gehandelt. Das Interesse an ihnen wächst bis heute. Einige von ihnen kämpfen mittlerweile aber auch mit Vorwürfen geistlichen Missbrauchs, der in jüngster Vergangenheit für Negativschlagzeilen gesorgt hat.
Worin aber unterscheiden sich nun Neue Geistliche Gemeinschaften von einer "klassischen" lokalen Pfarrgemeinde? Was macht sie als schwer zu fassendes Phänomen für Außenstehende so mysteriös und gleichzeitig so faszinierend? Sind ihre Mitglieder womöglich sogar die besseren Katholikinnen und Katholiken? Oder sind ihre Gruppen eher isolierte Inseln in der europäischen Kirchenlandschaft, mit fragwürdiger Eigendynamik?
Das Hörstück ist im Rahmen eines Rechercheprojekts des Instituts für Publizistik entstanden. Exemplarisch kommen darin Mitglieder aus den Gemeinschaften Sant’Egidio, Emmanuel, des Neokatechumenalen Weges, der Dienerinnen und Diener des Evangeliums, der Gemeinschaft Christliches Lebens sowie der Fokolar-Bewegung zu Wort. Zudem sind als Mitwirkende Prof. Dr. Hildegund Keul, Prof. em. Dr. Dr. Michael N. Ebertz, Stephanie Butenkemper, Weihbischof Ansgar Puff, Schwester Anne-Claire Noël und Jan Hendrik Stens beteiligt.
