Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht

In der Lesung aus dem Jakobusbrief, die uns heute zum Start in die Arbeitswoche gelesen wird, stehen zwei ganz knappe Zeilen. Da heißt es:
„Redet und handelt wie Menschen, die nach dem Gesetz der Freiheit gerichtet werden! Denn das Gericht ist erbarmungslos gegen den, der kein Erbarmen gezeigt hat. Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht.“

Das mit dem Gesetz der Freiheit klingt in unseren Ohren ziemlich gut aber es ist immer wieder ein Trugschluss, dass wir als Christen machen könnten was wir wollen. Das Gegenteil ist der Fall: wenn wir als Getaufte Jüngerinnen und Jünger Jesu leben wollen, regiert er in uns, nicht wir. Er ist unser Gesetz geworden und wir können nicht mehr tun was wir wollen, sondern sind gehalten das zu tun, was er will. Für jeden, der nach diesem Gesetz lebt ist Barmherzigkeit eine absolute Grundtugend. Wir entkommen Gottes Gericht nur durch die Barmherzigkeit Gottes und sollen anderen dieselbe Barmherzigkeit zuteilwerden lassen.

An dieser Stelle ist eine Anmerkung geboten: Der Zusammenhang zwischen unserer Barmherzigkeit, Gottes Barmherzigkeit und Gericht zeigt an, dass es nicht nur um das Endgericht geht, in dem die Frage von Himmel und Hölle entschieden wird, sondern auch um all die kleinen und großen Gelegenheiten in denen wir über andere zu Gericht sitzen. Der deutsche Volksmund spricht davon, dass man mit jemandem „hart ins Gericht geht“, wenn man seinen Unmut bekundet und mit jemandem schimpft.

Wenn wir Gottes Barmherzigkeit in einer Hinsicht erlebt haben in der ein Gericht viel angemessener wäre, dann sollten auch wir in solchen Situationen barmherzig sein. Menschen die erlebt haben, dass andere mit ihnen barmherzig waren, dürften eigentlich nicht selbstgerecht und unbarmherzig sein. Wo wir es doch sind sollten wir glaube ich, dringend unsere Haltung überdenken.

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