Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Ausräumen und umräumen

Ausräumen und umräumen ist nicht meine Lieblingstätigkeit. Ich denke, Sie mögen das vielleicht auch nicht so. Wir bauen um im Mutterhaus und mein Büro kommt von der einen Seite des Hauses auf die andere. Also los. Aber irgendwann zwischendurch gestern Vormittag, habe ich Geschmack daran gefunden. Der Hausmeister hat gesagt: Sie können alles, was weg zu werfen ist, unten vor dem Haus in den großen Container werfen. Da war es um mich geschehen. Ich habe also bei vielen Dingen nicht mehr lange überlegt oder nachgedacht. Meditationsbücher, ältere CDs mit christlichen Liedern, Liederbücher aus dem vorigen Jahrhundert, Legematerial für alle möglichen Aktionen, viele hundert Dias mit Bildern aus Assisi und Umgebung: alles in die großen Säcke und weg. Was ich zwölf Jahre nicht benutzt habe, brauche ich auch jetzt nicht mehr aufheben. Aber ich habe auch witzige Sachen gefunden: eine Karnevalsmütze mit Rastalocken in karibischem Flair, Babacounüsse aus Brasilien, schachtelweise Buntstifte und viele bunte Tücher. Es wird also auf dem Speicher einen Materialschrank geben für die Dinge, die ich noch brauchen kann. Aber nicht mehr direkt in meinem Büro.

Ein bisschen ist das jetzt wie mit unserem Glaubensvollzug: viele Dinge sind irgendwie überholt und nicht mehr aktuell. Bücher mit Maiandachten und Rosenkranzandachten braucht kaum noch jemand, und Einsortierungen von Menschen in ihrem Arbeitsleben nach sexueller Orientierung schon gar nicht. Die alten Gewissheiten, dass dieses und jenes nur Männer dürfen und Frauen auf keinen Fall, gehören irgendwie in die Sortierkiste, wo man nochmal schauen muss, ob man das noch braucht.

Und abgekupferte CDs mit alten Gesängen können auf den aktuellen CD-Playern schon gar nicht mehr abgespielt und gehört werden. Die meisten Sachen, die wir so haben, sind mittlerweile aus der Zeit gefallen und müssen ganz neu bedacht und überlegt und mit Leben und Worten und Klängen gefüllt werden. Und das bleibt Arbeit für die nächsten Jahre. Aber manchmal findet man auch Schätze, die bleiben müssen. Ein Rollup mit dem Hinweis auf unsere Mädchenaktion zum Jubiläum 2013, an das ich gar nicht mehr gedacht habe. Das kommt mit in mein neues Büro. „Girls find out“ hieß die Überschrift, „Mädchen findens raus“. Rausfinden, unseren Platz in dieser Kirche. Das bleibt eine tolle Aufgabe.

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