Der Philosoph Rene Descartes wurde vor 425 Jahren geboren

Zwischen Gottesbeweis und Geometrie

Zu Lebzeiten forderte Rene Descartes die europäische Theologie heraus. Heute gilt er als Mitbegründer der modernen Philosophie, der auch in der Mathematik seine Spuren hinterließ.

Autor/in:
Paula Konersmann
Rene Descartes / © Morphart Creation (shutterstock)

Sein berühmtester Satz wurde so häufig zitiert, dass er inzwischen fast wie ein Kalenderspruch klingt: "Ich denke, also bin ich." Hinter der griffigen Formulierung, die der französische Philosoph und Mathematiker Rene Descartes prägte, steckt jedoch mehr. Ein Denksystem von analytischer Klarheit, angetrieben von Zweifel und Wissenslust. Der Denker wurde vor 425 Jahren, am 31. März 1596, in der französischen Kleinstadt La Haye en Touraine geboren.

Als Sohn einer kleinadeligen Familie genoss Descartes eine klassische Ausbildung und legte ein juristisches Examen ab. Als junger Mann kämpfte er unter anderem in den ersten Feldzügen des Dreißigjährigen Kriegs - und begeisterte sich für die Physik. Auf viele seiner Fragen fand er jedoch in der Schulwissenschaft keine Antworten. Später sollte er selbst naturwissenschaftliche Werke verfassen, beispielsweise zur Gravitation, und die analytische Geometrie entscheidend beeinflussen.

Der Zweifel als wissenschaftliche Methode

Ab 1619 suchte Descartes nach "einer universalen Methode die Wahrheit zu erforschen", entwickelte "Regeln zur Ausrichtung der Erkenntniskraft". Entscheidend solle sein, die Erkenntnisse in sich selbst zu finden und auf Plausibilität und Logik zu überprüfen, lautete sein Grundsatz. "Ich war der Meinung, ich müsse einmal im Leben alles von Grund auf umstürzen und von den ersten Grundlagen an neu anfangen", schrieb er einmal.

Eine Pilgerreise führte Descartes nach Loreto, bevor er sich 1625 in Paris niederließ. Dort gewann er an gesellschaftlichem Ansehen und verkehrte in intellektuellen Kreisen. Wenige Jahre später zog er - nach Auseinandersetzungen mit französischen Theologen - nach Amsterdam: In den republikanisch geprägten Niederlanden herrschte eine größere geistige Freiheit als im absolutistischen Frankreich. Dennoch stoppte Descartes die Veröffentlichung von zwei Schriften, als Galileo Galilei 1633 in Rom der Prozess gemacht wurde.

Denn der 1637 formulierte Satz des Franzosen, "cogito ergo sum", barg Sprengstoff. Der Denker machte aus dem Bewusstsein des eigenen Selbst ein philosophisches Thema und erhob den Zweifel zur wissenschaftlichen Methode. Wer zweifeln kann, wer über Schein und Sein nachdenkt, der muss existieren - eine Überzeugung, auf der die moderne Philosophie gründet. Die Schrift, die diese bahnbrechenden Gedanken enthielt, veröffentlichte der Autor indes anonym.

Existenz Gottes und Unsterblichkeit der Seele

Dass sein Denken christlich geprägt blieb, zeigen Briefe, die er nach dem Tod seiner Tochter verfasste. Francine starb 1640 mit nur fünf Jahren. Er sei von einem Leben nach dem Tod "überzeugt durch natürliche und ganz offensichtliche Gründe", schrieb Descartes an einen Freund. Die Menschen seien geboren "für viel größere Freuden und ein viel größeres Glück, als wir sie auf dieser Erde erleben können. Wir werden die Toten dereinst wiederfinden, und zwar mit der Erinnerung an das Vergangene, denn in uns befindet sich ein intellektuelles Gedächtnis, das ganz zweifellos unabhängig von unserem Körper ist."

In den "Meditations", die 1641 erschienen, befasste sich Descartes mit der Existenz Gottes und der Unsterblichkeit der Seele - und stieß bei niederländischen Theologen auf Ablehnung. Zuletzt arbeitete er an dem Werk "Die Leidenschaften der Seele", das die menschlichen Emotionen behandelt.

Vatikan setzte Schriften Descartes' auf den Index

1649 siedelte Descartes nach Stockholm über, auf Einladung der schwedischen Königin Christina, mit der er zuvor Briefe gewechselt hatte. Wenige Monate später, am 11. Februar 1650, starb er - wahrscheinlich an einer Lungenentzündung. 2009 spekulierten Forscher, er könnte vergiftet worden sein; die These stieß jedoch kaum auf Anerkennung. Wenige Jahre nach seinem Tod setzte der Heilige Stuhl die Schriften Descartes' auf den Index, später wurden sie auch an französischen Schulen verboten. Heute befindet sich sein Grab in der Pariser Abtei Saint-Germain-des-Pres, sein Schädel im Musee de l'Homme.

Auch für Corona-Zeiten gibt es übrigens einen tröstlichen Descartes-Ausspruch: "Denn mit den Geistern anderer Jahrhunderte verkehren", und dazu gibt es heute dank Tonträgern oder Filmen sogar mehr Möglichkeiten als zu Lebzeiten des Philosophen, "ist fast dasselbe wie reisen."


Quelle:
KNA