Zwei Kärntner haben Aloisius Scrosoppi zum Fußballer-Patron ernannt

Heiliger gegen die Blutgrätsche

Russland und Katar - ein orthodoxes sowie ein muslimisch geprägtes Land werden offenbar zur ersten interreligiösen Bewährungsprobe für Aloisius "Luigi. Wenn 2018 und 2022 in diesen Ländern um die WM gekickt wird, so wird der bittende Blick so manch eines Fußballers vielleicht auf ein Bild des neuen Schutzheiligen für Kicker und ihre Fans gehen.

Autor/in:
Henning Klingen
 (DR)

Die Initiative dazu stammt nicht etwa aus einer fußballerischen Vorzeige-Nation, sondern aus Kärnten: Die Feuerwehr habe den heiligen Florian, die Autofahrer Christophorus, wer aber sei für die Fußballer zuständig, fragten sich die findigen Manager Walter Walzl und Manfred Pesek. Recherchen bei der Universität Jena, die an ihrem Ethik-Institut ein besonderes Projekt für Ethik und Sport unterhält, ergaben, dass die kickende Welt bis dato noch gänzlich ohne himmlischen Beistand war.



Aus rund 13.000 Heiligen haben Walzl und Pesek daraufhin nach jenen Heiligen gefahndet, die in besonderer Weise mit den Tugenden aufrechten Kickens - Teamgeist, Fairness und Ausdauer - vereinbar schienen. Fündig wurden sie schließlich bei Aloisius Scrosoppi (1804-1884), einem Franziskanermönch, der sich für die Jugend und speziell für Waisen und benachteiligte Kinder einsetzte. "Arbeite, leide, schweige" lautete sein Wahlspruch - wer mag da nicht an die schmerzverzerrten Gesichter stürzender Fußballer in Zeitlupe denken.

1981 wurde er von Papst Johannes Paul II. zunächst selig und 2001 heiliggesprochen.



Die Idee vom Fußballer-Patron fiel offenbar auf fruchtbaren Boden: So wurde nach Anfragen beim päpstlichen Rat für die Laien und einer Abstimmung mit der Heimatdiözese des Heiligen, der Diözese Udine, am 22. August dieses Jahres eine eigens angefertigte Statue des Heiligen in der Pfarre Pörtschach am Wörthersee vom Kärntner Bischof Alois Schwarz gemeinsam mit dem Erzbischof von Udine, Andrea Bruno Mazzocato, gesegnet. Seitdem kann man in der Pfarre bei der Statue des Heiligen verweilen und um den entscheidenden Steilpass bitten.



Die ökonomische Seite des neuen Patrons

Zu so viel Sportsgeist passt nicht ganz die ökonomische Seite des neuen Patrons. So hat sich Manfred Pesek - ehemaliger Marketingleiter einer Klagenfurter Bank - nicht nur des kirchlichen Segens versichert, sondern gleich auch die Markenrechte schützen lassen. Wie Medien berichten, haben schon jetzt Brauereien und Softdrinkfirmen Interesse an einer Kooperation angemeldet. Die Einnahmen sollen laut Pesek jedoch in eine gemeinnützige Stiftung fließen, die sich für Kinder einsetzen soll. Für den guten Zweck kicken soll außerdem ein eigenes "Team Luigi".



In der Diözese Gurk-Klagenfurt übt man sich derweil in Zurückhaltung: Die Initiative sei zu begrüßen, wenn ihr tatsächlich der "Brückenschlag zwischen Volksfrömmigkeit und Sport" gelinge und zugleich an einen in Vergessenheit geratenen Heiligen und die Zeit seines Wirkens erinnert werde, betonte der Kärntner Ordinariatskanzler und Offizial am Diözesangericht, Jakob Ibounig. Schutzpatrone werden laut Ibounig nicht durch die kirchliche Hierarchie festgelegt, sondern erfahren ihre Bestätigung durch die Bewährung unter den Gläubigen. "Es liegt also an den Fans in den Stadien, dieses Urteil zu sprechen."



Als Großprojekt und wichtige Bewährungsprobe hat Pesek zunächst die Europameisterschaft 2012 im Auge, die passenderweise im katholischen Polen und in der Ukraine ausgetragen wird. In Russland und Katar kann "Luigi" dann beweisen, dass er sich nicht nur auf die Vermeidung von Blutgrätschen und Schwalben versteht, sondern auch den Dialog zwischen den Kulturen und Religionen vorantreiben kann.