Der heilige Dominikus ist bis heute noch ein Vorbild

Zutiefst in Gott verwurzelt

Es braucht einen ziemlich starken Willen, wenn man es fast allein mit einer Irrlehre aufnehmen will. Dominikus hatte ihn und gründete eine Gemeinschaft, die auch heute noch zu den größten der katholischen Kirche zählt.

Autor/in:
Kerstin-Marie Berretz OP
Eine Fahne zeigt den heiligen Dominikus kniend vor der Muttergottes mit Jesuskind / © Julia Steinbrecht (KNA)
Eine Fahne zeigt den heiligen Dominikus kniend vor der Muttergottes mit Jesuskind / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der Gedenktag des heiligen Dominikus ist der 8. August, trotzdem feiert der Dominikanerorden ihn schon am 24. Mai. Denn an diesem Tag wird das Fest der Übertragung der Gebeine des Heiligen gefeiert.

Das kam so: Unmittelbar nach Dominikus' Tod begann bereits seine Verehrung durch das Volk. Viele Menschen kamen mit Kerzen und Bildern zu seinem Grab und berichteten von Wundern, die auf Dominikus' Fürsprache geschehen seien. Das war seinen Mitbrüdern nicht geheuer, so dass sie die Votivbilder entsorgten und die Wundergeschichten verschwiegen. So ebbte die Verehrung des Ordensgründers langsam ab und kam schließlich ganz zum Erliegen.

Einige Jahre später jedoch nahmen die Menschen die Verehrung des Ordensgründers wieder auf. Und weil eine neue Kirche gebaut werden musste, entschlossen sich die Brüder, das Grab ihres Ordensvaters in die neue Kirche zu verlegen. Das geschah am 24. Mai 1233. Dem Grab entströmte ein wunderbarer Duft. Ganz Bologna wurde dadurch in Aufruhr versetzt, so dass kurze Zeit später der Heiligsprechungsprozess für Dominikus eröffnet wurde.

Bescheidenheit und Gemeinschaft

Der frühere Ordensmeister der Dominikaner, Bruder Bruno Cadore, schreibt dazu: "Der heilige Dominikus wollte zu Füßen seiner Brüder beerdigt werden. Das ist ein Zeichen seiner Demut: in der Mitte seiner Brüder als ein Diener der Einheit der Gemeinschaft. Das war der Ort, an dem er beigesetzt werden wollte, der versprochen hatte, weiterhin Fürsprache für seine Brüder einzulegen bei Gott. Wenn man bedenkt, dass die Menschen im Mittelalter in der Nähe der Altäre, in denen die Reliquien der Heiligen waren, beerdigt werden wollten, dann war der Ort der Heiligkeit für Dominikus die Gemeinschaft seiner Brüder."

Darin kann der heilige Dominikus auch heute noch ein Vorbild sein: Er war bescheiden und nahm sich selber nicht so wichtig. Es ging ihm nicht in erster Linie darum, selber bekannt oder gar berühmt zu werden, sondern ihm waren das Wort Gottes und die Gemeinschaft wichtig. Er konnte so sein, weil er zutiefst in Gott verwurzelt war und, so heißt es, von oder mit Gott sprach. In ihm hatte er seinen Lebensmittelpunkt, aus ihm lebte er, und er war ihm das Wichtigste.

So musste er sich keine Gedanken darüber machen, wie andere Menschen ihn sahen. Das wiederum half ihm aber, sich auf die Menschen einzulassen, denen er begegnete. Er sprach mit allen, die er traf, und fürchtete sich auch nicht davor, sein eigenes Leben zu verlieren. Dominikus war gegenüber seinen Mitmenschen und Mitbrüdern großzügig.

Ausnahmen wurden gemacht

Er beharrte nicht auf Prinzipien um der Prinzipien willen, sondern schaute, was der oder die andere jeweils brauchte. So wurden Ausnahmen von der Regel für die gemacht, die es brauchten. Das war möglich, weil Dominikus aufgrund seiner Ausrichtung auf Gott eine große Freiheit verspürte. In und mit Gott hatte er alles, was er brauchte und konnte das genießen, was ihm geschenkt wurde. Er konnte das Leben und die Gemeinschaft mit anderen aus seiner Liebe zu Gott heraus genießen und wusste doch immer, wo alles seinen Ursprung hatte.

Sich selber also nicht so wichtig zu nehmen, Gott als die eigene Mitte zu erkennen und aus dieser Mitte heraus zu leben, muss nicht dazu führen, dass man bedeutungslos wird. Dominikus zeigt ja genau das Gegenteil: Obwohl seine Brüder die Verehrung nach seinem Tod nicht förderten, ließen sich die Menschen nicht aufhalten. Obwohl keine einzige Predigt von Dominikus überliefert ist, wurde er der Gründer des Predigerordens. Und obwohl keine theologischen Werke von Dominikus vorhanden sind, wird er "Licht der Kirche" genannt.

So kann Dominikus auch uns heute dazu ermutigen, sich ganz auf Gott zu konzentrieren, aus ihm heraus zu wirken und alles andere anderen zu überlassen. Dann können auch wir heute großzügig sein, weil wir wissen, dass am Ende Gott alles schenkt, was nötig ist und immer noch ein bisschen mehr. Und das, so zeigt es das Leben des heiligen Dominikus, strahlt dann auch aus auf andere und bildet eine Gemeinschaft, die das Wort Gottes in die Welt bringt. Nicht nur im Dominikanerorden, sondern überall da, wo Menschen zusammen kommen und sich von Gott berühren lassen.

Dominikaner

Der Dominikanerorden gehört zu den wichtigsten Ordensgemeinschaften der katholischen Kirche. Er ist benannt nach seinem Gründer, dem heiligen Dominikus von Caleruega (1170-1221) aus Spanien. Das Ordenskürzel OP steht für "Orden der Predigerbrüder" und beschreibt den Gründungsauftrag des frühen 13. Jahrhunderts: in glaubwürdiger evangelischer Armut den christlichen Glauben gegen die Irrlehren der Zeit zu verkünden.

Symbolbild Dominikaner / © Anneka (shutterstock)
Quelle:
KNA