Zu Libori fertigen Freiwillige Messgewänder für die Mission

Das Beste ist gerade gut genug

Ein bisschen neidisch ist Weihbischof Matthias König doch. Ehrfürchtig schaut er auf ein Segensvelum, einen breiten und reich bestickten Schal, bei dem die Goldfäden mit fliederfarbenem Garn aufgenäht wurden. So changiert das Gold violett. "Das ist ja viel zu schön für die Mission", sagt er augenzwinkernd und korrigiert sich sofort. Nein, das Beste sei gerade gut genug. Mit diesem Velum bekleidet wird demnächst ein katholischer Priester in einem sogenannten Missionsland die Gläubigen segnen. Nur dafür ist es bestimmt, nur dafür hat es eine fleißige Stickerin aus dem Erzbistum Paderborn gefertigt

Autor/in:
Claudia Aufffenberg
 (DR)

In etwa 40 lokalen Gruppen engagieren sich 130 Frauen und Männer in der Diözese ehrenamtlich für die Aktion «Ein Messgewand für die Weltmission». Jeweils zum Libori-Fest, das in diesem Jahr am 26. Juli beginnt und wie immer neun Tage das Geschehen der Stadt bestimmen wird, stellen sie ihre Arbeiten im Kreuzgang des Paderborner Doms aus. Die Aktion läuft zum 25. Mal. Gegründet hat sie Else Oskamp, Haushälterin des emeritierten Paderborner Weihbischofs Paul Consbruch, der Bischofsvikar für die Weltmission war.

Die Handarbeiterinnen und Handarbeiter schneidern Gewänder und Stolen, besticken sie mit religiösen Symbolen. Sie arbeiten alte Gewänder auf und polieren Kelche aus priesterlichen Nachlässen wieder auf Hochglanz. Und das alles nur zu einem Zweck: um die Stücke kostenlos an Gemeinden in Afrika, Lateinamerika oder Asien weiterzugeben.

In den Wochen vor Libori herrscht Hochbetrieb in dem Kellerraum direkt neben dem Dom. Das ganze Jahr über hat das Paderborner Leitungsteam die Gruppen im Bistum mit Material versorgt. «Die Gruppen bekommen von uns zugeschnittene Stoffe, auf die wir schon die Muster gemalt haben, und das Garn dazu, und dann können sie loslegen», sagt Anneliese Lengeling. Sie leitet gemeinsam mit ihrem Mann sei drei Jahren die Aktion. Anfang Juli, drei Wochen vor Libori, kommen die fertigen Sachen zurück. «Wir sortieren und beschriften sie und bereiten sie so für die Ausstellung vor.» Im letzten Jahr konnten die Ehrenamtlichen rund 350 Stolen und 75 Messgewänder an Missionare abgeben, dazu Chormäntel, Taufkleider und vieles andere, was Priester am Altar brauchen.

Die Missionare kommen traditionell zu Libori in das Erzbistum. Viele von ihnen wissen inzwischen, dass sich der Weg zum Kreuzgang im Dom lohnt. Andere sind immer noch erstaunt, wenn sie erfahren, dass sie ein solches Gewand kostenlos haben dürfen. «Manche sind zu Tränen gerührt und können es kaum fassen», so Lengeling. Sie trauten sich gar nicht, richtig zuzugreifen. Das geht natürlich nicht. Auch die Ausgabe erfordert also eine geschickte Hand. Tatsächlich mitnehmen können die Priester und Ordensleute ihre neuen Gewänder sowieso erst am zweiten Libori-Sonntag. Während der Festwoche bleiben alle Stücke in der Ausstellung. «Schließlich kommen ja unsere Leute auch und wollen gucken», erklärt die Aktionsleiterin.

Das Material, das die Frauen und Männer verarbeiten, ist entweder gespendet oder durch Spenden finanziert, vieles kommt aus Nachlässen. «Bei manchen Gewändern sieht man richtig, wie hoch der Altar war, wenn sie auf einer bestimmten Höhe abgeschabt sind.» Auch solche Stücke werden sorgfältig geprüft und wieder aufgearbeitet.

Übrigens: An den Grundsatz, dass die Gewänder ausschließlich in die Mission gehen und nicht hierzulande genutzt werden, halten sich Anneliese Lengeling und ihre Mitstreiterinnen eisern. Im Mai hatte ihr Ehemann als Ständiger Diakon vor den Senioren seiner Gemeinde eine Marienandacht zu halten. Er hat sie gefragt, ob er sich dafür mal ein schönes Gewand ausleihen könne. «Durfte ich nicht», sagt er treuherzig, «sie hat keins rausgerückt.» Die Erwiderung seiner Frau kommt streng: «Ich hatte keins». Aber es klingt nicht so, als sei das der wahre Grund gewesen.