Papst will über Kardinal Barbarin entscheiden

"Zu gegebener Zeit"

Nach dem Freispruch des französischen Kardinals Philippe Barbarin in einem Missbrauchsverfahren verzichtet der Vatikan auf unmittelbare personelle Maßnahmen. Papst Franziskus will eine Entscheidung "zu gegebener Zeit" mitteilen.

Papst Franziskus und Philippe Barbarin  / © Vatican Media (KNA)
Papst Franziskus und Philippe Barbarin / © Vatican Media ( KNA )

Papst Franziskus verfolge die "schmerzliche Angelegenheit" weiterhin aufmerksam, erklärte Vatikansprecher Matteo Bruni am Donnerstagabend. Kardinal Barbarin war am selben Tag vom Berufungsgericht in Lyon vom Vorwurf der Nichtanzeige sexueller Übergriffe freigesprochen worden.

Anschließend erklärte der 69-Jährige vor Journalisten, er wolle sein Amt als Erzbischof erneut in die Hände des Papstes legen, um ein neues Kapitel für die Kirche von Lyon aufzuschlagen.

Urteil zur Kenntnis genommen

Bruni teilte mit, der Vatikan habe das Urteil und das Rücktrittsangebot Barbarins zur Kenntnis genommen. "Gemeinsam mit der Französischen Bischofskonferenz unterstreicht der Heilige Stuhl seine Nähe zu allen Missbrauchsopfern in ihrem Leid und zu ihren Familien und Gemeinden. Er steht an der Seite der hart geprüften Kirche von Lyon", erklärte Bruni.

Barbarin hatte in seiner Pressekonferenz nach dem Urteil angekündigt, er wolle nach Rom reisen, wenn der Papst ihn sehen wolle. Der Kardinal war im März 2019 in erster Instanz schuldig gesprochen und zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Der Vorwurf lautete, er habe Fälle sexuellen Missbrauchs durch einen Priester nicht bei den staatlichen Behörden angezeigt.

Papst nahm Verzicht nicht an 

Schon damals bot er den Verzicht auf sein Amt als Erzbischof von Lyon an, den Franziskus jedoch nicht annahm. Da das Berufungsverfahren noch nicht abgeschlossen sei, gelte die Unschuldsvermutung. Barbarin nahm sich eine Auszeit; die Leitung des Erzbistums übertrug der Papst übergangsweise dem früheren Bischof von Evry-Corbeille-Essonnes, Michel Dubost (77).

Philippe Barbarin

Kardinal Philippe Xavier Christian Ignace Marie Barbarin war seit 2002 Erzbischof von Lyon. Damit trug er zugleich den seit 1079 bestehenden historischen Ehrentitel "Primas von Gallien". Philippe Xavier Christian Ignace Marie Barbarin wurde am 17. Oktober 1950 im marokkanischen Rabat geboren und nach dem Studium der Philosophie und Theologie im Großraum Paris 1977 zum Priester geweiht. Danach arbeitete er zunächst in Pariser Vorortgemeinden und auf Madagaskar. 1998 wurde er zum Bischof von Moulins in Zentralfrankreich ernannt.

Kardinal Philippe Barbarin (m.) / © Jean-Mathieu Gautier (KNA)
Kardinal Philippe Barbarin (m.) / © Jean-Mathieu Gautier ( KNA )
Quelle:
KNA