Kirchenhistoriker sieht viele Frauen als Märtyrer in der NS-Zeit 

"Zeugen für Christus"

Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten sind neben vielen Priestern und männlichen Laien auch zahlreiche Frauen als Märtyrer gestorben. Darauf weist der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für das Martyrologium des 20. Jahrhunderts hin.

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus / © Stefan Jaitner (dpa)
Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus / © Stefan Jaitner ( dpa )

Insgesamt seien in dem von ihm herausgegebenen Buch "Zeugen für Christus" rund 300 Frauen aufgenommen worden, die "im Nationalsozialismus, im Kommunismus, im Reinheitsmartyrium oder in den Missionsgebieten in Afrika, Asien und Südamerika das Martyrium" erlitten haben, betonte Helmut Moll.

Moll hatte am 8. November in Berlin zum Gedenktag der Berliner Märtyrer bei einer Veranstaltung des Erzbistums Berlin mehr als 25 Berliner Blut- und Glaubenszeugen sowie -zeuginnen vorgestellt, die in der Zeit des Nationalsozialismus Widerstand gezeigt und ihr Leben mit dem Tod bezahlt haben.

Seligsprechungen stehen aus

Darunter seien "überraschenderweise viele Frauen", so Moll. Er nannte etwa die Studentin Eva-Maria Buch (1921-1943), die Seelsorgshelferin Lieselott Neumark (1910-1943), die Fürsorgeschwester Alice Reis (1903-1942), die Josefsschwester Mirjam Michaelis (1889-1942), die Juristin Maria Terwiel (1910-1943) sowie die konvertierten Jüdinnen Gertrud Jaffe (1903-1944) und Gertrud Bobert (1904-1943).

Moll wies weiter daraufhin, dass für einige Ordensfrauen aus dieser Zeit Seligsprechungsverfahren anhängig seien. Für Schwester Magdalena Jahn (1916-1945) etwa, die 1945 von sowjetischen Soldaten sexuell bedrängt und umgebracht worden war, werde der Termin der Seligsprechung demnächst verkündet. Auch für die Dernbacher Schwester Aloysia Löwenfels (1915-1942), "deren Lebenslinien die der Karmelitin Schwester Edith Stein ähneln", habe das Bistum Limburg 2015 ein Seligsprechungsverfahren eröffnet, erklärte Moll.

"Gedenken wurde oft vernachlässigt"

Der Beauftragte für Erinnerungskultur und Gedenkstättenarbeit im Erzbistum Berlin, Lutz Nehk, hatte in einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) gesagt, es gebe "im Vatikan aktuell kein Seligsprechungsverfahren für katholische Frauen aus dem deutschen Widerstand".

Das Gedenken an katholische Frauen aus dem NS-Widerstand sei in der Kirche oft vernachlässigt worden. Frauen "wurden nicht ganz verschwiegen, aber es wurde zu wenig auf sie geachtet", so Nehk.


Prälat Helmut Moll / © Sabine Kleyboldt (KNA)
Prälat Helmut Moll / © Sabine Kleyboldt ( KNA )
Quelle:
KNA