Zeremonienmeister Marini führt zu Weihnachten diskrete Regie

Immer rechts hinter dem Papst

Bei öffentlichen Auftritten des Papstes sind fast immer zwei Monsignori mit im Bild: der Freiburger Georg Gänswein, päpstlicher Privatsekretär, der dem Kirchenoberhaupt bei allen Audienzen, Reden oder Reisen assistiert; und Guido Marini, der Zeremonienmeister, der die liturgischen Feiern des Papstes vorbereitet und begleitet.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Vor gut einem Jahr hat der aus Genua stammende Kirchenrechtler und Kommunikationspsychologe dieses Amt von seinem Namensvetter Piero Marini übernommen. Sein zweites vatikanisches Weihnachtsfest trägt einmal mehr die Handschrift des feinsinnigen Norditalieners.

Es sind keine großen Änderungen, die Guido Marini für die Zeremonien zum Fest der Geburt Christi vorgesehen hat. Er bemühe sich, den zentralen Sinn der heiligen Feiern noch klarer herauszustreichen, sagte er im Gespräch mit Journalisten. Bei der Mitternachtsmette wird daher der volkstümliche Gesang der «Kalenda» etwas vorgezogen, der die Geburt Jesu historisch einordnet: 1.000 Jahre nach der Salbung Davids zum König, im 752. Jahr nach der Gründung Roms, in der Zeit der 193. Olympiade. Der melodiöse Hymnus ist nicht klassischer Bestandteil der Messe und wird künftig in der Vorfeier gesungen. Analog wurde der bewegende Blumentanz von Kindern vor der Krippe, der bislang beim «Gloria» platziert war, in die Nachfeier gezogen.

Anders als sein Vorgänger Piero Marini hat der heutige Zeremoniar die Konzilsdebatte um die Liturgiereform nicht mehr unmittelbar miterlebt und begleitet. Allerdings bringt Guido Marini für sein öffentlichkeitswirksames Amt viel praktische Erfahrung mit: Zuvor war er Bischofssekretär und Zeremoniar von drei Kardinälen seiner Heimatstadt Genua - und assistierte dabei auch dem heutigen Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone, der ihn schließlich an den Vatikan holte.

Marini versteht sich als Assistent und Berater des Papstes in Liturgie-Fragen, weniger als eigenständiger Gestalter und Organisator von Groß-Events. Er hat die Schriften von Joseph Ratzinger studiert, der - anders als der Wojtyla-Papst - sehr konkrete Vorstellungen zur liturgischen Gestaltung hat. Marini versucht mit- und vorauszudenken, wie sich der Papst eine liturgische Feier vorstellt. Und Benedikt XVI. sei mit vielen Vorschlägen einverstanden.

Für Aufsehen sorgte etwa vor einem Jahr die Tauffeier in der Sixtinischen Kapelle. Statt am tragbaren Volksaltar zelebrierte Benedikt XVI. am alten Hauptaltar - mit dem Rücken zur Gemeinde. Vor allem mit Rücksicht auf das einmalige künstlerische Ambiente der Sixtina, in das sich der Altar unterhalb Michelangelos «Jüngstem Gericht» harmonisch einfügt, wie Marini betonte. Das bedeute freilich keinen Rückschritt. Eine Papstmesse nach dem außerordentlichen Messritus sei derzeit nicht geplant, antwortete er auf eine Journalisten-Frage.

Zu den Neuerungen unter Marini gehört, dass auf dem Papstaltar bei der Messe jetzt immer ein Kruzifix steht. Dass Benedikt XVI. neuerdings einen Hirtenstab ohne Korpus benutzt, habe ursprünglich praktische Gründe, gesteht er. Der Papst habe nach einem leichteren Stab gefragt, da der für Paul VI. (1963-1978) angefertigte aus massivem Metall besteht. In der Sakristei fand man drei leichtere Papststäbe von Vorgängern: neben der jetzt benutzten Ferula auch noch einen mit dem doppelten Patriarchalkreuz. Im Übrigen hätten Päpste in der Liturgie früher keine Kreuze oder Stäbe benutzt, sondern allenfalls eine Kerze getragen, weiß Marini.

Anders als früher wird sich Benedikt XVI. zu Weihnachten beim Segen «Urbi et orbi» zeigen. Der bisher benutzte Chormantel sei nur liturgischen Zeremonien vorbehalten, so der Zeremoniar. Stattdessen trägt der Papst zu diesem Anlass die Mozetta - den Schulterumhang - mit einer Stola. Das sei die Kleidung des Papstes bei offiziellen Anlässen und beim festlichen Segen. Und während sich Benedikt XVI. auf die weihnachtlichen Feiern vorbereitet, arbeitet Marini bereits am nächsten Projekt: den Papstmessen bei der Afrika-Reise im März.