Frankreichs Bischöfe besorgt über Vandalismus in Kirchen

"Zeichen des Hasses im Herzen unserer Gesellschaft"

Frankreichs Bischofskonferenz zeigt sich besorgt über den Vandalismus gegen Kirchen. Solche Taten seien "Zeichen des Hasses im Herzen unserer Gesellschaft". Neun französische Kirchen waren in den vergangenen Wochen verwüstet worden.

Vandalismus in Kirchen / © Harald Oppitz (KNA)
Vandalismus in Kirchen / © Harald Oppitz ( KNA )

Die Bischöfe riefen am Montag in Paris zu Brüderlichkeit auf. Zudem bekräftigte die Bischofskonferenz ihren Einsatz gegen Antisemitismus. Am Wochenende war der französische Philosoph Alain Finkielkraut bei Demonstrationen von Gelbwesten massiv antisemitisch beleidigt worden. In der vergangenen Woche sprühten Unbekannte Hakenkreuze auf ein Porträt der verstorbenen jüdischen Politikerin und Auschwitz-Überlebenden Simone Veil in Paris.

Verschiedene Motive für Vandalismus

Laut Zahlen des Innenministeriums, die der "Figaro" zitiert, sind katholische Kirchen besonders oft Ziel von Verwüstungen. 2017 entfielen demnach von insgesamt 978 Vorfällen an Kultusorten 878 auf christliche Einrichtungen.

Die Motive all dieser Taten sind denkbar verschieden: Übermut, Frust, Drogenkonsum, Hass oder Habgier. Doch allen ist eines gemeinsam: wachsende Gleichgültigkeit gegenüber den religiösen Gefühlen der anderen.

Eine Folge der französischen Übung des Laizismus; der traditionellen revolutionären Bereitschaft, seinen Überzeugungen auch handgreiflich Ausdruck zu verleihen? Der Verdunstung religiöser Bindungen? Rache für kirchliche Missbrauchsskandale? Oder tatsächlich eine gesellschaftliche Radikalisierung? Bei vielen ist es wohl schlichte Lust am Politisieren und Zerstören.

An die Pariser Kirche Sacre-Coeur wurde 2014 "Fuck tourism" gesprüht - eine klare Botschaft an Millionen Besucher jährlich. Doch eine der Schmierereien lässt darauf deuten, dass sich die Täter auch politisch ganz bewusst die französische Nationalbasilika ausgesucht hatten: "Lang lebe die Kommune", jener blutige linke Volksaufstand 1871 - der seinen Ausgang auf dem Montmartre nahm. In Zeiten von sozialer Krise, Straßensperren und Gelbwesten ist Fundamentalprotest "gegen das Establishment" en vogue.

Kirchen müssten "offene Orte für die Menschen bleiben"

In der Vergangenheit hat Frankreichs Bischofskonferenz davor gewarnt, in die "Falle" von Terroristen zu tappen und sich medial gegenseitig zu überbieten. Kirchen müssten "offene Orte für die Menschen bleiben". Solcherart gerader Rücken, gepaart mit christlicher Gelassenheit, wirkt wohltuend - kommt jedoch mit jedem neuen Vorfall auf den Prüfstand. Die meisten Dorfpfarreien können sich Alarmanlagen oder Ähnliches nicht leisten, um ihre Kirchen sorglos offenzuhalten.

 

Quelle:
KNA