ZdK-Präsident Alois Glück wird 70 Jahre alt

Spätberufener Gipfelstürmer

38 Jahre lang war Alois Glück in der aktiven Politik, so lange wie kein anderer deutscher Parlamentarier. Der katholischen Kirche war der CSU-Mann stets verbunden, seit zwei Monaten ist er Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.

Autor/in:
Barbara Just
 (DR)

Eigentlich hatte sich Alois Glück seinen Lebensabend anders vorgestellt. Nachdem der CSU-Politiker 2008 nicht mehr für den Bayerischen Landtag kandidierte, wollte er stärker seine Frau unterstützen: Zu Hause sein, wenn der behinderte Sohn die Familie am Wochenende besucht oder die Tochter mit den Enkeln kommt. Außerdem sehnte sich der passionierte Bergsteiger nach mehr Zeit für sein Hobby. Dann aber kam alles anders. Seinen 70. Geburtstag am 24.  Januar feiert Glück nun nicht als Politrentner, sondern als Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).

"Sehnsucht hatte ich danach nicht", gibt Glück zu. Lange war es ihm auch gelungen, diejenigen erfolgreich abzuwehren, die ihm ein ums andere Mal dieses Amt antrugen. Am Ende war es für ihn eine "spirituelle Frage", wie er sagt. Glück, der seit seiner Jugend der kirchlichen Verbandsarbeit viel zu verdanken hat, ließ sich in die Pflicht nehmen. Ganz so, wie er es auch von jedem anderen in der von ihm propagierten aktiven Bürgergesellschaft erwartet.

Die Resonanz war enorm. Nach seiner Wahl zum ersten Repräsentanten des deutschen Laienkatholizismus am 20. November 2009 hatte er so viele Interviewanfragen wie nicht einmal in den "aufregenden Zeiten" der CSU, wundert sich der gebürtige Chiemgauer über das bundesweite öffentliche Interesse.

Schon in jungen Jahren Verantwortung übernommen
Glück musste schon in jungen Jahren Verantwortung übernehmen. Nachdem der Vater in Frankreich gefallen war und die Mutter auf dem Bauernhof allein mit drei Kindern dastand, war für den 17-jährigen Sohn nach der Volksschule Schluss. Seine Arbeitskraft wurde zu Hause gebraucht. "Vom Leben lernen", lautet seither die Devise des Ausdauersportlers. Langen Atem bewies er nicht nur beim Langlaufen und Radfahren, sondern auch bei der Weiterbildung. Im Politikbetrieb machte ihn dies zum heute selten gewordenen Exemplar des Autodidakten.

38 Jahre lang war Glück in der aktiven Politik, so lange wie kein anderer deutscher Parlamentarier. Aber er blieb immer im heimatlichen Bayern, wo er vom einfachen Landtagsabgeordneten zum Umweltstaatssekretär aufstieg und später als Fraktionschef im Machtgefüge der CSU eine Schlüsselposition einnahm. Als "wandelnder Vermittlungsausschuss" half Glück seiner Partei über manche labile Phase hinweg. Weitblick bewies er mit zahllosen Grundsatzpapieren, die er bevorzugt auf bayerischen Berghütten ausarbeitete. Geschätzt in den eigenen Reihen und in der Oppositionsparteien hatte er in seiner letzten Legislaturperiode bis 2008 das Amt des Landtagspräsidenten inne.

Gründungsmitglied von "Donum Vitae"
Der katholischen Kirche war der CSU-Mann stets verbunden. Trotzdem setzte er sich bisweilen auch für von der kirchlichen Position abweichende Lösungen ein. So gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Schwangerenberatungsvereins "Donum Vitae" (Geschenk des Lebens).  Seine Ämter dort lässt Glück derzeit ruhen. Aus den Führungsgremien seiner Partei hat sich der Oberbayer ebenfalls zurückgezogen.

Dem ZdK steht Glück nach eigenen Worten nur für eine Amtszeit zur Verfügung. "Die paar Jahre werde ich schon durchhalten", sagt er mit einem Schmunzeln. Die ersten scharfen Winde hat er unterm Gipfelkreuz schon aushalten müssen, als ihn der Augsburger Bischof Walter Mixa wegen einer Interviewäußerung zu einer möglichen Lockerung der Zölibatspflicht heftig kritisierte. Aus der Fassung bringen solche medial verstärkten Scharmützel den einstigen Berufspolitiker nicht. Für bedenklich hält der ZdK-Präsident jedoch, wie innerkirchlich mit Konflikten umgegangen werde. Hier gebe die Kirche nicht unbedingt ein positives Beispiel für die Gesellschaft ab.

In wenigen Tagen wird der ZdK-Präsident mit seinen Leuten in Klausur gehen. Im "Basislager" wollen sich die Laienkatholiken nach den Aufregungen der jüngsten Vergangenheit über ihr Selbstverständnis klar werden. Lektüre hat er für sie auch dabei. "Warum wir uns ändern müssen", heißt Glücks neues Buch.