ZdK-Präsident Alois Glück über das Bild von Benedikt XVI. in Deutschland

"Keine Kampagne"

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, sieht in Deutschland keine Kampagne gegen den Papst. Dass Benedikt XVI. in seiner Osterbotschaft an die Weltkirche nicht auf die Missbrauchsdebatte in Deutschland eingegangen sei, sei nachvollziehbar.

 (DR)

Zu Äußerungen vom Dekan des Kardinalskollegiums, Angelo Sodano, der in der Ostermesse erklärt hatte, die Kirche bleibe unbeeindruckt vom "Geschwätz des Augenblicks", sagte Glück am Dienstag auf NDR-Info, er wisse nicht, worauf sich diese Formulierung im Einzelnen bezogen haben solle. In Deutschland aber sei etwa der Papstbrief an die irischen Bischöfe zum Thema Missbrauch mit großem Respekt aufgenommen worden.

"Ob nun andere in der Weltkirche dabei immer klug argumentieren, ist eine andere Frage", sagte der Präsident der Dachorganisation der katholischen Laien. Die deutsche Kirche müsse nun ihre Hausaufgaben machen, was auf gutem Wege sei. Es werde aber lange dauern, bis "die Dinge alle aufgearbeitet sind, und bis auch die katholische Kirche in Deutschland entsprechend Vertrauen zurückgewonnen hat", so Glück weiter.

Keine zu starke "Romfixierung"
Zugleich wandte er sich gegen eine zu starke "Romfixierung" der deutschen Kirche. Dass Papst Benedikt XVI. in seiner Osterbotschaft an die Weltkirche nicht auf die Missbrauchsdebatte in Deutschland eingegangen sei, sei nachvollziehbar. Der Papst habe bereits früher zum Ausdruck gebracht, dass er die Vorgehensweise der deutschen Bischöfe teile und unterstütze. "Es geht also jetzt nicht darum, dass die deutsche Situation in Rom weiter gelöst wird und vorangetrieben wird, sondern dass wir dies in Deutschland tun", unterstrich Glück.

Spekulationen, Benedikt XVI. habe in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising und als Chef der Glaubenskongregation die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen verschleppt, wies Glück zurück.

Er vertraue der Darstellung des früheren Generalvikars der Erzdiözese. "Ich sehe keinen Anlass, nun andauernd doch zu spekulieren, könnte es nicht doch gewesen sein, dass der Erzbischof etwas wusste oder beteiligt war", sagte der ZdK-Präsident. "Für solches ausgeprägtes Misstrauen sehe ich keinen Anlass."