WWF zum Auftakt der Weltwasserwoche im domradio

Milliarden ohne Toilette

In Stockholm beginnt heute die so genannte Weltwasserwoche. 2500 Experten aus 140 Ländern beraten über eine effektive und umweltverträgliche Nutzung der immer knapper werdenden Ressource Wasser. Im Mittelpunkt der siebentägigen Konferenz steht unter anderem die Frage, wie der Tod von Millionen Menschen durch unsaubere sanitäre Anlagen verhindert werden kann. Martin Geiger, Leiter des Fachbereichs Süßwasser bei WWF, fordert im domradio-Interview ein stärkeres Engagement der internationalen Gemeinschaft im Bereich Abwasserentsorung.

 (DR)


Das Abwasser könne im Anschluss gesäubert werden und würde dann auch als Trinkwasser zur Verfügung stehen - so Geiger. So enstünde ein "Recycling-Prozess".  

Fast die Hälfte der Menschheit hat keine Toiletten zur Verfügung. Mit dem provokativen Slogan "Beeilt Euch: 2,6 Milliarden Menschen stehen nach einer Toilette an" wollen die Veranstalter der Weltwasserwoche auf die Notwendigkeit von sauberen sanitären Anlagen hinweisen. "Jährlich sterben zwei Millionen Kinder an Durchfall, den sie sich durch fehlende sanitäre Anlagen und Hygiene eingehandelt haben", konstatierte das Wasserinstitut.

UN-Milleniumziel in Afrika verfehlt
Thema auf der Weltwasserkonferenz sind auch die Milleniumsziele der UN. Vor sieben Jahren, im September 2000, verabschiedeten die 189 Mitglieder der Vereinten Nationen in ihrer Milleniumserklärung unter anderem, die Zahl der Menschen, die keinen Zugang zur Wasserver- und entsorgung haben, innerhalb der nächsten 15 Jahre um 50 Prozent zu reduzieren. Nun ist bald Halbzeit und es zeigt sich, dass die UN-Ziele vor allem in Afrika nicht erreicht werden dürften.

"Wenn man sich die Zahlen anguckt, muss man feststellen, dass viele Länder in Asien dabei sind, die Ziele sehr gut zu erfüllen, überzuerfüllen", sagt Manfred Matz, Ingenieur der Wasserwirtschaft beim Stockholm International Water Institute. 80 Prozent der afrikanischen Ländern seien davon jedoch noch entfernt. Viele der Investitionen in Wasserversorgung seien ins Leere gelaufen, so Matz, durch mangelnde Wartung und Instandhaltung, aber auch, weil zwar Wasserleitungen gelegt wurden, sich aber für die Folgekosten niemand mehr zuständig fühlte.

Massenproduktion von Biobrennstoff sorgt für Wasserknappheit
Zum Auftakt der Weltwasserwoche haben die Experten außerdem vor einer massiven Wasserverknappung durch die erwartete Massenproduktion von Ethanol und anderen Biobrennstoffen für Autos gewarnt.

Das Forschungsinstitut SIWI (Stockholm International Water Institute) legte Berechnungen vor, wonach durch den Anbau von Biobrennstoffen bis 2050 eine Verdoppelung der derzeitigen Wasser-Nachfrage aus der Landwirtschaft zu erwarten sei. Als ungelöstes Problem bezeichneten die Experten auch die Notwendigkeit riesiger Anbauflächen für die Biobrennstoffe, die Öl ersetzen sollen.

Weltwasserpreis an Perry McCarthy
Die Weltwasserwoche hat sich seit Anfang der neunziger Jahre als international führendes Forum zu Fragen eine umweltverträglichen und gerecht verteilten Wassernutzung etabliert. Im Rahmen der Konferenz wird am  Donnerstag der mit 120.000 Euro dotierte Weltwasserpreis verliehen. Schwedens König Carl Gustaf wird den Preis an den Amerikaner Perry McCarthy vergeben. McCarty wird für seine Beiträge zu chemischen und biologischen Voraussetzungen für eine sichere Versorgung mit und Behandlung von Wasser ausgezeichnet.