DOMRADIO.DE: Wie ist die Trauben-Segnung denn abgelaufen am Wochenende?
Bischof Franz Jung (Bischof von Würzburg): Es war ein herrlich strahlender Sonntagnachmittag. Wir haben uns um 16 Uhr in Frickenhausen am Main getroffen, an einem der vielen "terroir f"-Punkte. Das sind besonders ausgezeichnete landschaftliche Punkte, an denen man noch einmal sieht, wo der Wein gedeiht und wie der Wein und das Terroir, also die ganze Umgebung, zusammengehören. Es war herrlich.
DOMRADIO.DE: Wie genau läuft so eine Segnung dann ab?
Jung: Die Winzerinnen und Winzer haben ihre Trauben symbolisch nach vorne gebracht. Wir haben einen kleinen Gottesdienst gefeiert. Es war sehr schön, weil der Weinbau-Verband mit dem Präsidenten Artur Steinmann, unserer fränkischen Weinkönigin Eva Brockmann, dem Chef der Wein-Bruderschaft und vielen örtlichen Winzer-Vereinen und Winzer-Betrieben, die dort zugegen waren, repräsentativ vertreten war.
DOMRADIO.DE: Gab es auch Zeit, um ins Gespräch zu kommen?
Jung: Ja, natürlich. Das eine ist der Gottesdienst. Das andere ist das Miteinander - sich austauschen, ein bisschen fachsimpeln, aber auch zu hören, wie die Lese in diesem Jahr ist, wie weit der Stand ist, wie die Trauben-Qualität ist.
Unser altes Problem in Unterfranken ist der Wassermangel, der die Weinlese und auch den Weingenuss immer wieder einschränkt. Aber ich glaube, es wird ein sehr gutes Jahr. Wir hatten ja noch mal Regen und dann ein ganz wunderbares Wochenende mit viel Sonne, die jetzt nochmal die letzte Süße in den Wein getrieben hat.
DOMRADIO.DE: Wird aus diesen Trauben bei Ihnen auch Messwein gemacht? Dann wäre der quasi schon vorgesegnet.
Jung: Ja, natürlich wird daraus auch Messwein gemacht. Messwein ist ja praktisch ab Kabinett-Stufe zugelassener Wein. Aber es geht jetzt bei der Segnung erstmal darum, für ein sehr gutes Weinjahr Dank zu sagen. Unsere Winzerinnen und Winzer wissen, wie sehr man auf die Natur angewiesen ist und wie viel passieren muss, dass die ganze Mühe und die Arbeit, die sie investieren, auch wirklich Frucht trägt.
Es ist ihnen ein großes Anliegen, dafür jedes Jahr Dank zu sagen. Ich bin sehr froh, dass die Winzerinnen und Winzer auf mich zukommen und sagen, dass sie das gemeinsam mit mir machen wollen. Es ist sehr schön, dass immer wieder auch der Bezug zur Schöpfung, zu Gott und große Dankbarkeit eine wichtige Rolle spielen.
DOMRADIO.DE: Aktuell verschwindet die Kirche für viele Leute oft aus dem Kontext. Wie wichtig ist es Ihnen, zu solchen Anlässen als Kirche präsent und dabei zu sein.
Jung: Ich finde es erstmal sehr schön, dass es im katholischen Unterfranken eigentlich gar keine Frage ist, dass Kirche präsent ist und dass der Segen für das erbeten wird, was man tut.
Wir haben jetzt ja die "Schöpfungszeit". Das passt sehr gut auch in das, was wir uns als Kirche vom 1. September bis zum 4. Oktober vorgenommen haben, also die Zeit im Kirchenjahr, der wir noch einmal besonders der Schöpfung gedenken.
Die großen Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit, die uns alle beschäftigen, spielen natürlich gerade für die Winzerinnen und Winzer eine enorme Rolle.
Sie sind ja viel mehr als nur Weinbaubetriebe. Sie sind Landschaftspfleger, das muss man ganz klar sagen. Sie tun viel für den Erhalt der Umwelt und das Bild von Unterfranken. Und sie haben mit den ganzen Problemen zu tun, die der Klimawandel mit sich bringt.
Das größte Problem hier ist der Wassermangel, der uns seit Jahren beschäftigt. Zudem kommt jetzt eine neue Generation junger Winzerinnen und Winzer, die ganz konsequent auf Biobetriebe umstellen. Das ist schon eine enorme Anstrengung und eine große Leistung, die hier von den Winzern für die gesamte Region erbracht wird.
Das Interview führte Michelle Olion.