Wort des Bischofs

Da berühren sich Himmel und Erde

Auch die kleinen Dingen machen glücklich, das merken wir jetzt, da sich die Corona-Lage lockert, umso mehr, zum Beispiel eine Wanderung in den Bergen.

 (DR)

Nach all den Corona-Einschränkungen sind jetzt – Gott sei Dank – in diesen Urlaubstagen viele Dinge wieder möglich. Einige von uns verbringen ihre Ferien zum Beispiel gerne in den Bergen. Raus aus der Alltagsroutine. Weg von zuhause – weit weg von den alltäglichen Sorgen und der Arbeit. Frische Bergluft schnuppern – Luftveränderung genießen! Und das gerade jetzt, wo wir doch immer noch Gesichtsmasken tragen müssen. Es tut ja auch gut, einfach mal all die Mühen und Sorgen des Alltags hinter sich zu lassen. Beim Aufstieg zum Gipfel gelingt das oft besonders gut, ganz gleich, ob es sich eher nur um einen kleinen Hügel in unseren deutschen Mittelgebirgen handelt oder um einen Gipfel in den Alpen.

Frei fühlen wir uns vor allem immer dann, wenn wir überflüssigen Ballast abwerfen, im Rucksack nur das Allernötigste bei uns haben und mit jedem Schritt aus dem Tal weiter nach oben kommen. Autos und Häuser werden immer kleiner, die Aussicht aber immer großartiger. Bei einer Trinkpause schmeckt einfaches kaltes Wasser plötzlich köstlicher als jeder teure Wein. Das eingepackte, selbst geschmierte Brot und der Apfel sind ein wunderbarer Genuss für den Gaumen. Es braucht hier oben auch keine weichen Sofakissen. Die allereinfachste harte Holzbank reicht völlig, und wenn dann noch die warme Sonne den Rücken wärmt…

Plötzlich spüren wir, wie wenig wir eigentlich zum Leben brauchen. Wie frei und unbeschwert wir uns in der Nähe der Gipfel fühlen. Wie weit und wie klar wir hier oben alles im Blick haben. Unter dem Gipfelkreuz sehen wir nicht nur klarer: Im Idealfall spüren wir auch etwas von der Größe und Schönheit Gottes. Gerade der Abstand bringt uns die Dinge oft näher.

Schon zu biblischen Zeiten galten Berge als Orte, wo man Gott und dem Himmel ein wenig näher ist. Man muss, um Gott und seiner wundervollen Schöpfung wirklich nahe zu sein, natürlich nicht unbedingt einen Gipfel stürmen – aber ich wünsche Ihnen gerade jetzt in den Ferien diese Momente, in denen Sie Gottes Gegenwart und Nähe spüren. Wo Sie Gott, den Schöpfer aller Dinge, ganz neu für sich erfahren und entdecken können.

Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln


Quelle:
DR