Wort des Bischofs

Sie haben Post!

Am Welttag der sozialen Kommunikationsmittel sinniert Kardinal Woelki über die Begleiterscheinungen der rasanten technischen Entwicklung. Eines ist für ihn sicher: "Die Briefe der Apostel sind 2000 Jahre alt, aber für mich sind die genau so aktuell, wie die neueste WhatsApp-Nachricht."

 (DR)

"Sie haben Post!“ Ich erinnere mich noch gut an die Anfänge des Internets. Boris Becker fragte sich damals: "Bin ich schon drin?" Und die freundliche Frauenstimme wies auf die Mails in meinem Postfach hin. Heute sind gerade Jugendliche nahezu ununterbrochen "drin" – immer auf "ON". Digital tauschen sie ihre Bilder und Infos im Sekundentakt. Die gute alte Post dagegen befindet sich auf dem Rückzug. Erste Versuche laufen – zukünftig werden Briefe vermutlich gar nicht mehr täglich zugestellt.

Die Technik verändert unsere Kommunikation. Zu Zeiten, als die Apostel noch Briefe an ihre Gemeinden schrieben, dauerte der Postweg Wochen oder Monate. Heute funktioniert der digitale Austausch über unsere Medien in Echtzeit. Was uns Menschen aber über alle Zeiten verbindet, ist unser Bedürfnis nach Kommunikation, nach Austausch, nach Gemeinschaft. Ich selber habe einen vollen Terminkalender, aber selbst wenn ich dann alleine bin, schaue ich oft auf mein Handy. Wer hat versucht, mich zu erreichen? Wer hat mir geschrieben? Sollte ich nicht unbedingt mal wieder meinen alten Freund anrufen?

Kommunikation gehört zu unserem Leben. Wir Menschen brauchen den Austausch und die Gemeinschaft. Die Millionen Selfies, die wir jeden Tag rumposten, zeigen doch: "So ganz alleine ist blöd!" Ich brauche aber nicht nur den Austausch mit anderen. Für mich ist auch das regelmäßige Gespräch mit Gott unverzichtbar. Am frühen Morgen schon suche ich in meiner Kapelle den Kontakt zu Gott. Ich bin froh, dass der immer für mich da ist und ein offenes Ohr hat. Oft auch lese ich seine Worte in der Bibel. Die Briefe der Apostel sind 2000 Jahre alt, aber für mich sind die genau so aktuell, wie die WhatsApp-Nachricht, die gerade auf meinem Handy aufblinkt.

Ich bin mir übrigens ganz sicher: Gott hat auch für Sie eine gute Botschaft. Hören Sie einfach mal hin – öffnen Sie Ihr Herz: "Sie haben Post!" Himmlische Post von Gott ganz persönlich!

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln