Pastoralreferentin leitet Team einer Pfarrei im Bistum Münster

Worauf kommt es jetzt an?

Nachdem der leitende Pfarrer versetzt worden ist, wird die Pfarrei St. Willibrord Kleve im Bistum Münster künftig von einem Team aus Laien geleitet. An der Spitze des Seelsorgeteams steht die Pastoralreferentin Christel Winkels.

Gestapelte Gesangbücher in einem Pfarreibüro / © Harald Oppitz (KNA)
Gestapelte Gesangbücher in einem Pfarreibüro / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Stehen Sie in der Hierarchie auch über den Priestern?

Christel Winkels (Pastoralreferentin und Leiterin der Seelsorge der Pfarrei St. Willibrord Kleve): Ich bin nicht an der Spitze dieses gesamten Teams. Das Team wird sich erst noch bilden, nachdem die Pfarreirats- und Kirchenvorstandswahl gewesen ist, dann werden wir demokratisch darüber überlegen, wer an der Spitze dieses Teams steht.

Sie spielen darauf an, dass ich im Moment die Sprecherin im Seelsorgeteam bin. Das wird dann in dem neuen Modell die Leitung sein. Und da haben Sie Recht. In unserem Seelsorgeteam gibt es Pastoralreferenten und -referentinnen, Diakone und auch Priester. Und dieses Seelsorgeteam werde ich dann leiten.

DOMRADIO.DE: Der Bischof hat aber auch ein moderierenden auswärtigen Priester ernannt, der im Zweifel dann immer das letzte Wort hat?

Winkels: Genau, der hat die letzte Verantwortung. In unserem Fall ist das Pfarrer Peters. Der wohnt ein paar Kilometer entfernt und ist da leitender Pfarrer in einer Pfarrei. Und der hat wie gesagt, das letzte Wort und die letzte Verantwortung.

DOMRADIO.DE: Was werden dann konkret Ihre Aufgaben sein? Haben Sie zum Beispiel ein Mitspracherecht in liturgischen Dingen und Fragen?

Winkels: Also ein Mitspracherecht in liturgischen Dingen haben wir eigentlich alle im Seelsorgeteam. Wir sind alle im liturgischen Bereich unterwegs, seien es Taufen, Schul-Gottesdienste, Frauen-Gottesdienste oder auch andere Wortgottesdienste. Also das ist, glaube ich, nichts Neues. Bestehen bleibt, dass der moderierende Priester der Rektor der Kapellen ist.

DOMRADIO.DE: Hatten Sie oder hätten Sie während Ihres Theologiestudiums sich vorstellen mögen, dass Sie eines Tages ein Seelsorgeteam leiten werden und damit einer Pfarrgemeinde vorstehen?

Winkels: Im Studium habe ich eigentlich immer das Gefühl gehabt, dass wir mit der Kirche unterwegs sind. Kirche ist auf dem Weg und da kann vielleicht jeder seinen Beitrag leisten. Jetzt ist es einfach für mich auch ein schönes Gefühl mitzubekommen, dass ich bei den Veränderungen, die jetzt möglich sind, als Teil einer Gruppe mitwirken kann.

DOMRADIO.DE: Denken Sie, der Priestermangel wird Frauen in der Kirche noch zu anderen, neuen Aufgaben führen?

Winkels: Natürlich ist es so, dass wir hier in der Pfarrei vor diese Situation gestellt worden sind, als der letzte leitende Pfarrer im März 2019 versetzt worden ist. Ich glaube aber, wenn ich sage, Kirche ist auf dem Weg, dass es nicht nur darum geht, Frauen mehr Rechte zu geben, sondern es geht um ein Miteinander von Klerikern und Nicht-Klerikern, von Haupt- und Ehrenamtlichen, von Kindern und Erwachsenen und auch von Frauen und Männern.

Das, was wir hier entwickelt haben, hat sich eigentlich nicht so sehr darauf bezogen, ob ich jetzt eine Frau oder ein Mann bin. Das innovative Neue ist eigentlich, dass wir das jetzt in einem Team gestalten wollen, dass wir da in eine Kommunikation mit Haupt- und Ehrenamtlichen auf Augenhöhe kommen und Entscheidungen im Team getroffen werden.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR