"Woche der Brüderlichkeit" mit großer jüdischer Beteiligung

Treffen und diskutieren unter Freunden

Trotz des Wirbels um die Traditionalisten-Bischöfe beteiligt sich der Zentralrat der Juden an der von Christen und Juden jährlich veranstalteten "Woche der Brüderlichkeit". Alle Zentralrats-Mitglieder würden sich an dem bundesweiten Programm beteiligen, versichert Präsidentin Charlotte Knobloch. Weltweit scheint in die hitzige Debatte um die Piusbruderschaft nach den deutlichen Worten des Papstes vom Donnerstag etwas Ruhe eingekehrt zu sein.

Juden und Christen miteinander: Landesbischöfin Margot Kässmann, Rabbi Gabor Lengyel, Charlotte Knobloch und Bischof Norbert Trelle (hier im Januar in Hannover) (epd)
Juden und Christen miteinander: Landesbischöfin Margot Kässmann, Rabbi Gabor Lengyel, Charlotte Knobloch und Bischof Norbert Trelle (hier im Januar in Hannover) / ( epd )

Vizepräsident Dieter Graumann und Generalsekretär Stephan J. Kramer wollten auch an der zentralen Eröffnung der Aktion am 1. März in Hamburg teilnehmen, sagte der evangelische Vorsitzende des Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (CJZ), Ricklef Münnich, am Freitag vor Journalisten in Hamburg. Dass Knobloch nicht dabei sein werde, habe einzig mit anderen bedeutenden Verpflichtungen in Berlin zu tun. In Medienberichten hatte es geheißen, der Zentralrat habe nach der vom Papst zurückgenommenen Exkommunikation für den Traditionalisten-Bischof und Holocaust-Leugner Richard Williamson seine Teilnahme an der Woche infrage gestellt.

Das Interesse an der diesjährigen Aktion sei größer als je zuvor, teilten die Veranstalter mit. Für die zentrale Eröffnungsfeier im Hamburger Schauspielhaus seien bereits jetzt alle gut 1.000 Plätze vergeben, eine Warteliste sei eingerichtet, sagte Katharina Janssen, Produktionsleiterin Fernsehen des NDR, am Freitag vor Journalisten in Hamburg. Der Sender ist federführend für die Aufzeichnung.

Die ARD sendet am gleichen Tag von 17.30 bis 18 Uhr einen Zusammenschnitt des Festakts. Den Ausstrahlungstermin nannte der NDR-Programmleiter Religion und Kirche, Uwe Michelsen, «Prime Time» für Sendungen dieser Art. Er rechne mit gut einer Million Zuschauer. Der Sender Phoenix zeigt am Montag (2. März) eine 60-minütige Sendung.

Die «Woche der Brüderlichkeit», die sich gegen religiöse Intoleranz richtet, wird im Beisein von Bundespräsident Horst Köhler eröffnet. Seit 1952 wird die Woche jedes Jahr im März von den Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Deutschland organisiert. Auf dem Programm stehen Vorträge, Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und religiöse Dialogveranstaltungen. Mit der im Rahmen der Woche verliehenen Buber-Rosenzweig-Medaille wird diesmal der Münsteraner Theologieprofessor Erich Zenger geehrt.

Jüdische Repräsentanten begrüßen Papst-Rede
Weitere führende Repräsentanten des Judentums haben derweil die jüngsten Äußerungen von Papst Benedikt XVI. zu Antisemitismus und zum Holocaust begrüßt. Rabbiner David Rosen, Präsident des Internationalen jüdischen Komitees für den interreligiösen Dialog (IJCIC), sieht die Irritationen um die Haltung der katholischen Kirche zum Antisemitismus nun restlos ausgeräumt. «Kein fairer jüdischer Beobachter könnte vom Papst mehr verlangen, als was er gesagt hat», sagte Rosen laut Tageszeitung «Avvenire» (Freitag) über die Rede von Benedikt XVI. vor Spitzenvertretern des US-Judentums.

Zufrieden äußerten sich auch jüdische Vertreter in Italien. Der römische Oberrabbiner Riccardo Di Segni sagte, der Vorfall um den Lefebvre-Bischof und Holocaust-Leugner Richard Williamson scheine von Grund auf überwunden. Jetzt gehe es darum, den Beweis für die Worte des Papstes in der Praxis zu erbringen. Renzo Gattegna, Präsident der Union jüdischer Gemeinden in Italien, sprach laut Zeitung von einer «feierlichen, genauen und bedeutungsgeladenen» Erklärung, die wieder Vertrauen herstelle.

Auch die italienische Presse würdigte die Ansprache des Papstes und legte den Fokus auf seine Ankündigung einer Israel-Reise. Mehrere Blätter hoben die Begegnung des Kirchenoberhauptes mit dem US-Judentum auf die Titelseite ihrer Freitagsausgaben. Durchgängig zitierten sie die Aussage Benedikt XVI., die Schoah sei «ein Verbrechen gegen Gott und die Menschheit».

«La Repubblica» schrieb von einer «geheilten Wunde». Benedikt XVI. habe mit seiner Erklärung vor der jüdischen Delegation einen «bedeutenden Schritt» getan, um den durch die Traditionalisten verursachten Schaden zu beheben. Der Papst hätte sich noch deutlicher die Gültigkeit des Zweiten Vatikanischen Konzils betonen können, so das Blatt. Offenbar versuche er jedoch, einen endgültigen Bruch mit den Traditionalisten zu vermeiden. «Das wichtige Wort, das gesprochen worden ist, ist die Bitte um Vergebung», so «La Repubblica».

Die katholische Tageszeitung «Avvenire» schrieb, der Papst habe im Blick auf die Haltung der Kirche zum Holocaust «definitive Klarheit» geschaffen. Der «Messaggero» würdigte in den Worten Benedikt XVI. eine «besondere Sensibilität für das delikate Thema, die seit jeher im Herzen des deutschen Papstes ist».