DOMRADIO.DE: Franziskus hat sich ja bewusst nicht in Petersdom beisetzen lassen, sondern in seiner Lieblingskirche. Ist das üblich, dass Päpste außerhalb von Sankt Peter beigesetzt werden oder wurden?
Ulrich Nersinger (Vatikanexperte und Autor): Wir haben eine ganze Reihe von Päpsten, die nicht in den Grotten von Sankt Peter oder in der Kirche selbst beigesetzt sind, sondern die Kirchen gewählt haben, mit denen sie sich sehr verbunden fühlten. Sei es, dass es die Lateranbasilika war, die eigentliche Bischofskirche der Päpste, oder Gotteshäuser, die sie als Kardinal als Titelkirche hatten.

Es gibt sogar Päpste, die nicht in Rom starben oder die sich außerhalb von Rom, wenn sie Ausländer waren, begraben ließen. Zum Beispiel ist Clemens II. - ein Landsmann von uns - der einzige Papst, dessen Grab wir heute in Deutschland, in Bamberg, haben. Da gibt es schon eine ganze Reihe von Ausnahmen.
DOMRADIO.DE: Wie wurde das akzeptiert?
Nersinger: Das wurde akzeptiert, da hat man kein Theater gemacht, um es mal salopp zu sagen. Ich denke, das ist immer akzeptiert worden, wenn der Grund vernünftig war.

DOMRADIO.DE: Es gibt auch zwei Päpste, die in spanischen Nationalkirchen ihre letzte Ruhestätte fanden. Warum das?
Nersinger: Das sind die beiden Borgia-Päpste, Spanier von Geburt, die wurden ursprünglich bei Sankt Peter beigesetzt. Es gab dort eine kleine Kapelle, Santa Maria della Febbre, in ihr wurde erst Calixtus III., also der Onkel von Alexander VI. beigesetzt, später dann Alexander VI. selbst. Diese Kirche wurde dann im Laufe des Neubaus von Sankt Peter, also von Alt-Sankt-Peter zu Neu-Sankt-Peter, erst in eine Sakristei umgewandelt und dann später sogar abgerissen. Man hat dann die beiden Leichname nach Santa Maria di Monserrato überführt, in eine der beiden spanischen Nationalkirchen in Rom.
Im Laufe der Jahrhunderte sind dort auf einmal die beiden Körper verschwunden. Ende des 19. Jahrhunderts hat man sie dann in einer Kiste gefunden und sie dann doch feierlich in der Kirche beigesetzt. Es gibt heute auch eine Tafel, die an die beiden Päpste erinnert.

DOMRADIO.DE: Wenn so ein Papst verstirbt und beigesetzt wird, dann wird immer der Fischerring zerstört. Wo landen denn die Überrisste des Rings?
Nersinger: Das ist eine Frage, die man aktuell nicht genau beantworten kann. Der Fischerring wird nicht wie früher zerstört, er wird nicht mit dem Hammer vernichtet, sondern man hat heute eine Methode gewählt, dass man mit einem Diamantenschreiber, diagonal über das Siegel geht, sodass das Siegel zerstört wird, der Ring aber erhalten bleibt.
Dann ist natürlich die Frage, wohin geht dieser Ring? Eigentlich müsste er dann in die sogenannte Apostolische Kammer gehen, also der Einrichtung, der der Kardinalkämmerer vorstand. Man muss sagen vorstand, denn die Apostolische Kammer gibt es in dieser Form und Art nicht mehr. Sie ist im Laufe dieses Pontifikates aufgelöst worden.
Es gibt nur noch den Kämmerer und den Vizekämmerer. Und dann fragt man sich, wohin ist dieser Ring gebracht worden? Man kann vermuten, dass er sich derzeit im Amtszimmer des Kämmerers befindet oder im Päpstlichen Staatssekretariat.

DOMRADIO.DE: Blicken wir nochmal einmal auf die Beisetzung und das Requiem zurück. Sie haben die Zeremonie auch verfolgt. Was meinen Sie, entsprach das dem, was Franziskus sich gewünscht hat, was er im Leben verkörpert hat?
Nersinger: Also ich denke, es war eine vernünftige, eine gute Liturgie, die allem entsprach, was man sich erhofft hat. Ob es nun Franziskus so gefallen hat, ist eine schwierige Frage. Ich denke, er hätte zugestanden, wenn man sich verabschiedet, muss man es würdevoll machen und ich finde, das ist gut gelungen.
Das Interview führte Oliver Kelch.