Theologen: Wucherpfennig-Behandlung widerspricht Papst-Kurs

Wo bleibt die "Freude der Wahrheit"?

Gegenwind für Franziskus: In der Debatte um Hochschulrektor Ansgar Wucherpfennig sehen Erfurter Theologie-Professoren die fehlende Bestätigung des Vatikan für eine weitere Amtszeit "im völligen Widerspruch" zu jüngsten Papst-Aussagen.

Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt / © Harald Oppitz (KNA)
Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt / © Harald Oppitz ( KNA )

"Die Ausführungen des Papstes sind in der Theologie als Zeichen wahrgenommen worden, dass die Kirche die Freiheit und Unabhängigkeit theologischer Forschung und Lehre akzeptiert und fördert", heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung, die von fünf Professoren der katholisch-theologischen Fakultät Erfurt unterzeichnet ist.

"Veritatis gaudium"

Sie verweisen dabei auf das Anfang des Jahres von Papst Franziskus veröffentlichte Hochschulpapier "Veritatis gaudium" ("Die Freude der Wahrheit"). Von der Theologie verlange der Papst nicht weniger als einen "radikalen Paradigmenwechsel" und eine "mutige kulturelle Revolution". Er fordere sie geradezu heraus, sich mit den Fragen heutiger Gesellschaft und Kultur intensiver denn je auseinanderzusetzen.

Der Jesuit Wucherpfennig wurde bereits im Februar für eine dritte Amtszeit als Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen wiedergewählt. Dort lassen mehrere Bistümer ihre Priesteramtskandidaten ausbilden. Der Vatikan erteilte ihm bislang noch nicht die erforderliche Unbedenklichkeitserklärung ("Nihil obstat"). Wucherpfennig hatte sich in Interviews kritisch zum Umgang der Kirche mit Homosexuellen geäußert.

Kein Einzelfall?

Die Erfurter Theologen erklärten: "Leider verstärken sich in letzter Zeit die Zeichen, dass dies kein Einzelfall ist." Das Vorgehen beschädige zudem die Glaubwürdigkeit der Theologie in der Öffentlichkeit und erschwert Theologinnen und Theologen die freie und kreative Auseinandersetzung mit den Fragen der Gegenwart.

"Gerade in der gegenwärtigen Krise der Kirche ist es für uns unverständlich, dass nicht das offene, furchtlose Gespräch und die Möglichkeiten einer kompetenten wissenschaftlichen Reflexion für eine anspruchsvolle, gegenwartssensible theologische Ausbildung genutzt werden sollen."


Quelle:
KNA