Kölner Gemeindereferentin blickt auf die Woelki-Entscheidung

"Wir müssen diese Zeit jetzt nutzen"

"Können wir im Bistum weitergehen? Oder gibt es Stagnation?" Das fragt sich die Kölner Gemeindereferentin Marianne Arndt nach der Entscheidung des Papstes zu Kardinal Woelki. Es brauche nun den Mut der Laien, Verantwortung zu übernehmen.

Marianne Arndt / © Rudolf Wichert (KNA)
Marianne Arndt / © Rudolf Wichert ( KNA )

DOMRADIO.DE: Was sagen Sie zu dem Angebot des Vatikan an Kardinal Woelki, im Amt zu bleiben, aber eine Auszeit zu nehmen?

Marianne Arndt (Gemeindereferentin in Köln-Mülheim): Für mich hat dieses Angebot zwei Seiten. Einmal habe ich nach dem Wiedereintritt von Erzbischof Heße eigentlich gar nicht erwartet, dass es Konsequenzen in Köln geben wird, sondern dass alles beim Alten bleibt und sich nichts bewegt. Deswegen bin ich auf der einen Seite positiv gestimmt.

Auf der anderen Seite sehe ich es sehr kritisch. Denn was passiert in einem halben Jahr? Es ist noch nicht klar, welche Rolle Weihbischof Steinhäuser spielt, welche Verantwortung ihm übertragen wird (Weihbischof Steinhäuser übernimmt als Apostolischer Administrator bis zur Rückkehr Kardinal Woelkis die Amtsgeschäfte im Erzbistum Köln, Anm. d. Red.). Können wir im Bistum weitergehen? Oder gibt es Stagnation?

Wenn das so wäre, wäre es das fatalste Signal, was Rom gesandt hat. Denn noch ein halbes Jahr weiter warten, die Opfer in der Warteschleife lassen, das Kirchenvolk hängen lassen: Das wäre das entsetzlichste Zeichen, was Rom gegeben hat. Denn dann können wir keinen Wiederanfang machen. So geht es nicht.

DOMRADIO.DE: Es ist zunächst mal ganz im Sinne Jesu, Menschen, die schwere Fehler begangen haben, eine Chance zur Umkehr zu geben. Wie sehen Sie das?

Arndt: Ja, das ist okay. Wenn das so wäre, dann müssten wir sofort auch alle wiederverheirateten Geschiedenen zur Eucharistie zulassen. Wenn Rom dieses Signal und diese positive Wirkung für die hohen Amtsträger setzt, dann muss sie es für alle setzen. Denn das Leid, was zum Beispiel diese Menschen erleben, deren Ehe gescheitert ist - oftmals sogar nicht aus eigener Schuld, sondern aus unterschiedlichen Lebenssituationen - ist groß. Die bekommen keine Rechtfertigung. So können wir nicht miteinander umgehen.

DOMRADIO.DE: Glauben Sie denn, dass Laien auf die zukünftige Entwicklung des Erzbistums Einfluss nehmen können?

Arndt: Wenn wir überhaupt etwas machen wollen, dann müssen wir jetzt diese Zeit nutzen, uns zu entwickeln. Ja, ich bin Berufsoptimistin und ich hoffe und glaube daran - immer mit der Botschaft des Evangeliums natürlich - jetzt die Dinge, die wir im Kopf haben, als Pflöcke zu setzen, und zwar ganz entscheidend; zum Beispiel bei den Themen Demokratisierung und Gendergerechtigkeit.

Wenn Weihbischof Puff sag, er habe sich in diesem Jahr verändert, dann muss er jetzt Farbe bekennen. Was hat sich wirklich verändert? Die Strukturen der Macht können so nicht mehr bleiben.

Das Interview führte Katharina Geiger.


Quelle:
DR
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