Kardinal Kasper erwartet keine bessere Menschheit

"Wir Menschen sind eben vergesslich"

Kurienkardinal Walter Kasper hat nicht die Erwartung, dass sich durch die Corona-Krise die Menschheit insgesamt und auf Dauer bessert. Das wäre unrealistisch. "Wir Menschen sind eben vergesslich", sagte Kasper dem "Passauer Bistumsblatt".

Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper / © Harald Oppitz (KNA)
Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper / © Harald Oppitz ( KNA )

Er selbst habe noch die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs erlebt; sie habe Gott sei Dank viele zum Umdenken bewegt. Das "gut leben" sei zumindest in Deutschland seither immer besser geworden, ob auch das "gute Leben", könne bezweifelt werden.

In Bezug auf die Pandemie rät Kasper dazu, nicht nur zu überlegen, wie man damit medizinisch, ökonomisch, sozialverträglich und politisch fertig werde. "Wir müssen uns auch fragen: Wie wollen wir unser Leben nach der Krise neu ausrichten?" Vermutlich werde es anders und wahrscheinlich ärmer sein, für die einen mehr, für die anderen weniger. Denn die Milliardenschulden, die notgedrungen jetzt aufgenommen werden müssten, müsse ja irgendwer irgendwann irgendwie bezahlen.

Zu einer Schicksalsgemeinschaft geworden

Doch "weniger haben" bedeute nicht auch "weniger sein", betonte der Kardinal. Das Leben werde trotzdem reicher und lebenswerter werden, wenn die Menschen wieder mehr auf Christus hörten. Die Corona-Krise habe den Menschen hoffentlich wenigstens beigebracht, dass sie es so wie bisher nicht weiter treiben könnten.

Den Wegfall und die wohl auf längere Zeit erheblichen Einschränkungen bei den Gottesdiensten und im Gemeindeleben nannte Kasper schmerzlich. Zugleich aber habe er die Erfahrung gemacht, dass es viele kreative neue Ideen und Initiativen gebe und vor allem, dass sich unerwartet viel menschliche Solidarität gezeigt habe.

Die Menschheit ist nach den Worten des Kardinals ganz neu zu einer Schicksalsgemeinschaft geworden. Das werde auch die weltweite Kirche und ebenso die konfessionell getrennten Kirchen zusammenführen: "Was wir nun brauchen, ist eine ansteckende Pandemie der Liebe."


Quelle:
KNA