Willibert Pauels feiert Karneval in kleinem Kreis

"Wir lassen uns Fastelovend nicht verbieten"

Der Karnevalsmonat Februar in der Corona-Pandemie bleibt weit hinter dem zurück, was Jecken normalerweise erwarten können. Trost spendet Diakon und Büttenredner Willibert Pauels, der sich seinen "Fastelovend" nicht verbieten lässt.

Willibert Pauels (DR)
Willibert Pauels / ( DR )

DOMRADIO.DE: Wie traurig ist für Sie ein Februar ohne den gewohnten Karneval?

Willibert Pauels (Diakon und Büttenredner): Da fehlt natürlich etwas: Der Jubel, der Trubel, die Ausgelassenheit, wenn Horden über die Straße ziehen, an den Straßenrändern jubeln, eine kurze Zeit sämtliche Ordnung aufgehoben wird und man in eine wunderbare seelenheilende Anarchie fallen darf – das ist dieses Jahr nicht. Aber ich singe immer so still vor mich hin: "Mer losse uns de Fastnacht nit verbiete" ("Wir lassen uns die Fastnacht nicht verbieten, d. Red.).

Was natürlich richtig ist, den "Event-Karneval" mit großen Versammlungen - das muss ja sein, dass das nicht stattfinden kann. Aber deshalb fällt ja Karneval nicht aus. Und man hat ja seine Liebsten um sich, mit denen man sich treffen darf. Und ich hoffe, dass am 15. Februar, wenn ja offiziell der zweite Lockdown zu Ende ist, man sich auch mit mehreren Personen treffen kann. Dann feiert man wie Weihnachten dasselbe nur im kleinen Kreis. Das ist ja auch schön.

DOMRADIO.DE: Der Karneval 2021 im kleinen Kreis kann dann also auch schön sein?

Pauels: Ja, natürlich: Back to the roots. Früher kamen die Leute aus ihrem Dorf nicht raus. Ich lebe ja in Hamböcken. Ich sage immer, das bergische Bullerbü, fünf Häuser. Wir machen sowieso an Rosenmontag immer wechselnd in den einzelnen Häusern eine wunderbare Karnevalsfete. Jeder bringt was mit. Es wird gesungen, es wird geschunkelt und so weiter. Das ist hoffentlich möglich, dass wir in kleinem Kreis hier auch wie jedes Jahr unseren Karneval feiern.

DOMRADIO.DE: Bei DOMRADIO.DE gibt es ja auch in diesem Jahr Karneval im Radio an Weiberfastnacht – und am Rosenmontag sogar mit Ihnen bei uns.

Pauels: An Rosenmontag bin ich im Radioprogramm von DOMRADIO.DE mit Tommy Millhome. Normalerweise sitzen wir zwei ja im Fringsveedel auf der Severinstraße und beobachten den tollen Narrenwurm, der sich da über die Fringsstraße zieht. Das fällt ja dieses Jahr aus. Aber während sonst eine Million am Wegesrand stehen, hat DOMRADIO.DE nun an Rosenmontag eine Million Zuhörer, weil wir natürlich Karnevalsmusik spielen und zwischen den Musikstücken herrlich dummes Zeug reden, interessante Sachen und auch lustige Sachen – so, wie et kütt (so, wie es kommt). Also auch das DOMRADIO.DE am Rosenmontag: Wir lassen uns den Fastelovend nicht verbieten.

DOMRADIO.DE: Sie haben ein neues Buch geschrieben: "Unseren täglichen Trost gib uns heute". Worum geht es denn da? Hat das damit auch irgendwie zu tun?

Pauels: Das ist aus einer meiner Lieblingsverkündigungsthesen. Herbert Grönemeyer, den ich sehr schätze, hat ja das schöne Lied "Ein Stück vom Himmel" geschrieben. Das ist ein tolles Lied. Da singt er unter anderem "Religionen sind zu schonen. Sie sind für Moral gemacht". Ja, und da irrt er natürlich. Religionen sind nicht für Moral gemacht. Das wird leider immer so gedacht. Moral ist natürlich nicht unwichtig, aber sie ist meinetwegen in Form von Ökomoral das Zentrum von Greenpeace und von der Greta. Das ist alles richtig, das sind die Experten.

Die Religion kümmert sich auch um Moral, aber das innerste Wesen von Religion ist Trost. Das heißt, Antwort zu geben auf Fragen, die diese Welt übersteigen. Gibt es ein Leben nach dem Tod? Darf ich darauf hoffen, dass der Mensch eine Seele hat, die kostbarer ist als das ganze Universum? Darauf kann Greenpeace keine Antwort geben. Ist ja auch nicht ihr Job. Aber das ist der Job der Religion, spirituell zu sein und den Menschen einen österlichen Trost in die Seele zu senken. Darüber habe ich Geschichten geschrieben, die das verdeutlichen.

DOMRADIO.DE: Übermorgen werden wir alle mehr erfahren. Sie sind im Domforum zusammen mit DOMRADIO.DE und werden aus dem Buch ein bisschen vortragen?

Pauels: Ich werde ein bisschen vortragen und es gibt einen Talk mit dem Chef, wie ich immer so schön sage. Ich bin der Einzige, der zum Ingo Brüggenjürgen (DOMRADIO.DE-Chefredakteur, Anm. d. Red.) Chef sagt, denke ich mal. Also mit dem Chef werde ich vorlesen und erzählen. Und wenn ich, wie man gerade merkt, einmal anfange zu erzählen, dann wächst meinem Gegenüber ein Kotelett an der Backe.

Das Interview führte Carsten Döpp.

Veranstaltungshinweis: Im Domforum stellt Diakon und Kabarettist Willibert Pauels an diesem Mittwoch, den 03.02.2021, um 18 Uhr in einem Talk mit DOMRADIO.DE sein neues Buch "Unseren täglichen Trost gib uns heute" vor. Die Veranstaltung wird hier im Web-TV übertragen.


Quelle:
DR