Präses Rekowski über mehr Klimaschutz und stressfreies Reisen

"Wir brauchen ein großes Maß an Entschlossenheit"

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, dringt auf entschlossenes Handeln für mehr Klimaschutz. "Überall braucht es die Bereitschaft, über Veränderungen nachzudenken", betonte er im Interview.

Autor/in:
Ingo Lehnick
Symbolbild Klimaschutz / © nito (shutterstock)

Evangelischer Pressedienst (epd): Handelt es sich bei den Auseinandersetzungen zwischen der Klimaschutz-Bewegung "Fridays for Future" und ihren Gegnern um einen Generationenkonflikt?

Manfred Rekowski (Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland): Es ist unübersehbar, dass es Interessenkonflikte zwischen den Generationen gibt. In der Klimadebatte wird aber vielleicht eher ein Gegensatz zwischen strukturkonservativ und wertekonservativ deutlich: Manche Leute erwarten, dass die Lebensweise und die Struktur, in der sie groß geworden sind, unverändert erhalten bleiben.

"Fridays for Future" vertritt dagegen eine wertkonservative Haltung: Die jungen Leute wollen die Schöpfung erhalten und weisen darauf hin, dass das nicht mit den bisherigen Strukturen und Lebensgewohnheiten geht - ich denke zum Beispiel an die Mobilität.

epd: Kann die Kirche vermitteln?

Rekowski: Als Kirche decken wir die Querschnitte der Gesellschaft ganz gut ab. Es muss unser Anspruch sein, die Generationen und die unterschiedlichen Haltungen und Lebenswelten gut miteinander ins Gespräch zu bringen. Das gelingt auch immer wieder, wir können das aber insgesamt noch besser hinkriegen.

epd: Wie radikal müssen für einen wirksamen Klimaschutz die Veränderungen sein?

Rekowski: Je unentschlossener wir handeln, desto drastischere Veränderungen sind nötig. Deshalb brauchen wir ein großes Maß an Entschlossenheit. Sonst drohen weitreichende Konsequenzen aus dem Klimawandel, die unumkehrbar sind. Überall braucht es die Bereitschaft, über Veränderungen nachzudenken. Die junge Generation hält uns das konsequent vor.

epd: Greenpeace fordert die Einführung einer Tierwohlabgabe, um die Agrarwende zu fördern. Was halten Sie von solchen Vorschlägen?

Rekowski: Die Lebensmittelpreise sind nicht wertgerecht und der Gedanke von Anreizen ist gut. Aber es gibt hier kein Patentrezept, wir müssen auch die soziale Dimension im Blick behalten. Es müsste eine angemessene Grundversorgung der Menschen sichergestellt werden, um zum Beispiel Altersarmut zu vermeiden.

epd: Sind Verbote sinnvoll, um den Klimaschutz voranzubringen?

Rekowski: Manche Stimmen halten Verbote für den Sündenfall schlechthin. Aber sie dürfen kein Tabu sein. In vielen Lebensbereichen sind Verbote sinnvoll, etwa im Straßenverkehr. Es geht ja nicht darum, das Leben madig zu machen, sondern darum, die Grundhaltung zu verändern. Insofern haben Verbote an bestimmten Stellen durchaus ihre Berechtigung.

epd: Sie beklagen beim Thema Klimaschutz eine Diskrepanz zwischen Einsicht und Handeln. Wie kann diese Lücke kleiner werden?

Rekowski: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es gemeinsam mit Anderen leichter ist, neue Wege zu gehen. Man kann sich gegenseitig inspirieren, unterstützen und auch animieren, den Lebensstil zu verändern. Ich denke etwa an die Aktion "Autofasten", bei der Menschen in der Fastenzeit ihr Auto stehen lassen. In Wuppertal habe ich jahrelang ohne Auto gelebt, auch als Superintendent. Man muss dann anders planen und ist manchmal langsamer unterwegs als sonst, aber auch stressfreier.


Präses Manfred Rekowski eröffnet die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland / © Thomas Frey (dpa)
Präses Manfred Rekowski eröffnet die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland / © Thomas Frey ( dpa )
Quelle:
epd
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