Williamson in London angekommen - In Großbritannien ist Holocaust-Leugnen erlaubt

In der Heimat

Der aus Argentinien ausgewiesene katholische Traditionalistenbischof und Holocaust-Leugner Richard Williamson ist am Mittwochmorgen in London eingetroffen. Der 68-Jährige sei nach seiner Ankunft direkt zu einem wartenden Fahrzeug von Polizeibeamten gebracht worden, berichtete der britische Fernsehsender BBC (Video). Anfragen von Pressevertretern auf dem Flughafen wurden zurückgewiesen.

 (DR)

Nach Informationen der Zeitung «The Times» (Online-Ausgabe) sollte sich Williamson am Flughafen mit Michele Renouf treffen, einer Society-Größe und Holocaust-Leugnerin, die unter anderem bei einer einschlägigen Konferenz 2006 im Iran als Rednerin aufgetreten sei. Zudem berichtete das Blatt, Williamson habe den umstrittenen Historiker und Holocaust-Leugner David Irving konsultiert, um mit ihm seine Aussagen über den Mord an den Juden abzustimmen.

Ein Sprecher der katholischen Bischofskonferenz von England und Wales erklärte, er habe keine Ahnung wohin der umstrittene Bischof nach seiner Ankunft in Großbritannien gehen werde. Die katholische Kirche sei hier auch nicht zuständig, weil Williamson nicht in voller Gemeinschaft mit dieser stehe.

Lord Janner von der britischen Holocaust-Bildungsstiftung bedauerte die Rückkehr Williamsons nach Großbritannien. «Seine Ansichten sind antisemitisch und anstößig und beleidigen die Millionen Opfer des Holocaust», wird Janner von der BBC zitiert. Die Stiftung will die historischen Ereignisse des Holocaust jungen Leuten vermitteln.

Holocaust-Leugnen kein Strafbestand
Ein Sprecher des Innenministeriums in London erklärte vor der Einreise, Williamson sei britischer Staatsbürger und habe sich im Land nichts zuschulden kommen lassen. In Großbritannien ist die Holocaust-Leugnung kein Straftatbestand.

Bei der Abreise in Buenos Aires hatte Williamson mit einer Baseball-Kappe und schwarzer Sonnenbrille versucht, unerkannt zu bleiben. Einem argentinischen Journalisten drohte der Geistliche auf dem Flughafen offenbar mit der Faust. Zwei Begleiter von Williamson hielten den Journalisten zurück und hinderten ihn daran Fragen zu stellen.

Am Donnerstag hatte die argentinische Regierung Wiliamson aufgefordert, wegen Verstößen gegen die Aufenthaltsbestimmungen binnen zehn Tagen das Land zu verlassen. Ein Ministeriums-Sprecher erklärte zudem, Williamsons Aussagen verleugneten «eine historische Wahrheit» und beleidigten daher «zutiefst die jüdische Gemeinschaft und die ganze Menschheit». Die Leugnung des Holocaust steht in Argentinien aber bislang nicht unter Strafe. Ein entsprechender Gesetzentwurf wird erst für diesen Mittwoch erwartet.

Bei Vertretern der katholischen Kirche in Argentinien stieß der Ausweisungsbescheid auf Zustimmung. Ein Sprecher der Erzdiözese Buenos Aires erklärte im Rundfunk, die Kirche im Land sei damit eine Bürde los.

Der 68-Jährige Williamson leitete bis vor kurzem das zur Pius-Bruderschaft gehörige Priesterseminar La Reja nahe Buenos Aires. Der Brite hatte sich nach Behördenangaben bei seiner Einwanderung 2003 als Mitarbeiter einer Nichtregierungsorganisation bezeichnet und damit die tatsächlichen Gründe seines Aufenthaltes sowie seinen geistlichen Stand verschwiegen.

Papst Benedikt XVI. hatte Ende Januar die Exkommunikation der vier Bischöfe der Pius-Bruderschaft aufgehoben. Fast zeitgleich wurde ein schwedisches TV-Interview bekannt, in dem Williamson die Existenz der Gaskammern verneinte und die Höhe der ermordeten Juden auf 200.000 bis 300.000 bezifferte. Der Vatikan und der Papst persönlich distanzierten sich deutlich von Williamsons Aussagen und räumten ihm eine Frist bis Ende Februar ein, diese zu widerrufen. Die Leitung der Pius-Bruderschaft enthob Williamson seiner Ämter und belegte ihn mit einem Redeverbot.