Wiener "Ringstraßen-Dom" wird nach 25 Jahren wiedereröffnet

"Sie ist wiederauferstanden"

Die Wiener Votivkirche, eines der bedeutendsten neogotischen Sakralbauwerke der Welt, steht nach 25-jähriger Sanierung vor der feierlichen Wiedereröffnung.

Die Votivkirche in Wien / © mRGB (shutterstock)

"Die 'ewige Baustelle der Erzdiözese Wien' ist endlich Geschichte!" schrieb Pfarrer Joe Farrugia in der Einladung zur Festmesse am 26. November:

"Die Votivkirche strahlt nach jahrzehntelanger Renovierung innen und außen wieder, sie ist wiederauferstanden", so der aus Malta stammende Geistliche, der die Pfarrei an Wiens zweitgrößter Kirche seit 1989 leitet.

Ungewöhnliches Fundraising 

Die von 1856 bis 1879 erbaute Votivkirche ist das einzige Gotteshaus am Wiener Prachtboulevard Ringstraße. Im Rahmen der Generalsanierung wurden Schäden durch Krieg, Witterung und Rost beseitigt, die über die Jahre zu akuter Absturzgefahr von kleinen Türmen und Steinen geführt hatten.

Auch die wertvollen Fresken im Nazarener- und Frühjugendstil bröckelten ab. Allein die Dacherneuerung mit 400.000 Steinschindeln aus Südamerika dauerte zehn Jahre.

Zur Finanzierung der Arbeiten griff der Pfarrer auch zu ungewöhnlichen Mitteln. So sorgte die Votivkirche bereits vor 20 Jahren mit einer gigantischen Werbetafel an der Fassade für Aufsehen, was in weiterer Folge sogar ein Markenzeichen und auch anderswo - etwa am Stephansdom - nachgeahmt werden sollte.

Westminister Abbey war Vorbild

Den Anstoß zum Bau der Kirche gab ein gescheitertes Attentat auf Kaiser Franz Joseph am 18. Februar 1853. Zum Dank für die Errettung des Monarchen rief dessen Bruder, Erzherzog Ferdinand Maximilian, zur "geistlichen Sühne des Verbrechens" und zum Bau einer "Votivkirche" auf.

300.000 Bürger folgten dem Spendenaufruf. 1879 wurde die Ringstraßenkathedrale von Kardinal Johann Kutschker geweiht.

Architekt Heinrich von Ferstel (1828-1883) konzipierte sie als Denkmalkirche der Monarchie, der Familie Habsburg und der von ihr regierten Länder. Dabei orientierte er sich an anderen europäischen Denkmalkirchen; bedeutendstes Vorbild war die Westminster Abbey in London.

Fenster zu Ehren Franz Jägerstätters  

Auch die Votivkirche ist eine dreischiffige Basilika mit Chorumgang und Kapellenkranz. Zudem gibt es im Inneren ein Museum. Unter den zahlreichen Kunstschätzen wie Skulpturen und Wandmalereien findet sich auch das sogenannte Jägerstätter-Fenster von 1970.

Es ist das erste Sakralkunstwerk zu Ehren von Franz Jägerstätter, der 1943 von den Nationalsozialisten umgebracht und 2007 als NS-Gegner seliggesprochen wurde.

Erzdiözese Wien

Die Erzdiözese Wien umfasst das Bundesland Wien und die östliche Hälfte von Niederösterreich. Aufgrund der besonderen Größe und der unterschiedlichen Struktur dieser Gebiete ist die Diözese in drei Regionen, die Vikariate unterteilt, für die jeweils ein Bischofsvikar als Stellvertreter des Bischofs verantwortlich ist.

Stephansdom in Wien (KNA)
Stephansdom in Wien / ( KNA )
Quelle:
KNA