Wie Paris sich auf die EM vorbereitet

"Wir unterhalten uns oft darüber"

Zum Start des Fußballturnieres am Freitag bekomme er nicht viel mit in der Stadt, erzählt Franziskus Wimmer aus der deutschsprachigen Gemeinde in Paris.

Paris  / ©  Yoan Valat (dpa)
Paris / © Yoan Valat ( dpa )

domradio.de: Ist in Paris die Werbetrommel für die EM schon ordentlich in Gange? Wie sieht Paris gerade aus?

Franziskus Wimmer (Katholische Gemeinde Deutscher Sprache Paris, St. Albertus Magnus): Nach meinem Eindruck ist die Webetrommel nicht angeworfen worden. Es gibt ein paar Bars, die mit einem Fähnchen geschmückt sind, aber wenn ich nicht wüsste, dass die Euro startet – ich hätte davon nichts mitbekommen. Gesehen habe ich nur das große Public Viewing Areal am Eiffelturm.

domradio.de: Werden Sie hingehen?

Wimmer: Ich bin zwar Fußballfan, aber dort werde ich wohl nicht hingehen. Weniger wegen Terrorangst, als wegen der Befürchtung, dort keinen Platz zu finden. Die Einlasszahlen sind aufgrund der Sicherheitsvorschriften ja stark limitiert worden, die es in Paris gibt seit den Anschlägen. Auf rund 90 Tausend Leute ist es limitiert, und weil viele keine Karten für die Spiele in den Stadien bekommen haben, wird es sicher voll.

domradio.de: 42 000 Polizisten, 30 000 Gendarmen, 5200 Techniker des Zivilschutzes, sowie 10 000 Soldaten werden das Event schützen. Wenn Sie durch die Straßen laufen in Paris - sehen Sie viele  Sicherheitskräfte?

Wimmer: Auf den Straßen sehe ich sie weniger - eher in den öffentlichen Gebäuden. An Supermärkten oder große Einkaufszentren sind immer mal Sicherheitsposten vor den Eingängen, die schauen in die Taschen. Aber so wie nach den Anschlägen, dass man große Soldatenaufmärsche oder ein großes Polizeiaufgebot sieht,  das ist nicht mehr der Fall. Es ist eigentlich wieder so, wie vor den Anschlägen.

domradio.de: Wenn Sie in der Gemeinde herumhorchen, und auch mit dem Pfarrer und Gemeindemitgliedern sprechen über die anstehende EM - spüren Sie, ob die Leute Angst haben?

Wimmer: Wir unterhalten uns schon öfters über die Situation - auch weil wir während der Anschläge hier waren. Man hat die Angst irgendwie abgelegt und hat sich mit der Situation arrangiert. Man hat gemerkt, es kann auf der ganzen Welt etwas passieren. Und in Bezug auf die EM muss ich sagen: Ein bisschen mulmiges Gefühl habe ich zwar, allerdings eher deshalb, weil ja kurz nach dem Finale am 10. Juli auch der französische Nationalfeiertag ist. Und an diesem Tag  lässt sich kein Mensch in Paris die Chance zum Feiern nehmen. Da wird ausnahmslos jeder auf den Straßen sein. Im Hinterkopf ist es immer dabei, dass etwas passieren könnte - aber wirklich Angst habe ich nicht.

domradio.de: Was bekommen Sie mit in Sachen Vorfreude in der Stadt auf das große Fußball Ereignis?

Wimmer: Nach meiner ganz persönlichen Einschätzung ist es ein Gesprächsthema, aber ich glaube, da ist der Nationalfeiertag wichtiger. Die EM selber geht durch die ganzen Sicherheitsvorschriften ein bisschen unter. Nach meinem Gefühl traut man sich nicht, groß Werbung dafür zu machen. Vielleicht hat man doch Bedenken, dass etwas passieren könnte, wenn viele Leute kommen

domradio.de: Sie selber wollen auf jeden Fall das Finale in einer deutschen Bar anschauen – gibt es auch Pläne, vielleicht nach dem Vorbild von deutschen Pfarreien, ein eigenes Public Viewing im Gemeindesaal anzubieten?

Wimmer: Bis jetzt nicht. In unserer Gemeinde sind Menschen, die in nächster Nähe wohnen, aber auch viele, die weiter weg wohnen. Es sind Menschen die gerne weiter gemeinsam Deutsch sprechen wollen, die einen deutschen Gottesdienst feiern wollen, und deswegen ist das schön sich zu treffen, auch mit der ganzen Familie. Aber ich glaube für EM-Spiele ist das schwierig. Denn teilweise wohnen unsere Gemeindemitglieder eine Stunde entfernt. Das ist problematisch zu koordinieren - aber das ist ein guter Gedanke!

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR