Patriarch Bartholomaios mahnt zum Tag der Schöpfung

Wie lange hält die Natur noch durch?

In seiner Botschaft zum kirchlichen Schöpfungstag kritisiert der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I. die politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen in aller Welt. Diese seien "unfähig" die Natur zu schützen.

Symbolbild: Globaler Umweltschutz / © S. Sokolov (shutterstock)
Symbolbild: Globaler Umweltschutz / © S. Sokolov ( shutterstock )

"Wie lange wird die Natur die fruchtlosen Diskussionen und Beratungen sowie den weiteren Aufschub entschiedener Maßnahmen zu ihrem Schutz noch durchhalten?", schrieb das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie in seiner Botschaft. Der 1. September ist nicht nur kirchlicher Schöpfungstag, sondern zugleich der Beginn des orthodoxen Kirchenjahres.

Politik "unfähig"

Die Menschheit müsse heute so leben, dass sie die Umwelt nicht weiter zerstört, so Bartholomaios weiter. Doch während es im persönlichen Bereich sowie in vielen Gemeinden, Gruppen, Bewegungen und Organisationen große Sensibilität und ökologische Verantwortung gebe, seien "die Staaten und die Wirtschaftsträger - im Namen geopolitischer Pläne und der Eigengesetzlichkeit der Wirtschaft - unfähig, die richtigen Entscheidungen zum Schutz der Schöpfung zu treffen".

Sie hegten die Illusion, die Besorgnis über die globale ökologische Katastrophe sei ein ideologisches Konstrukt ökologischer Bewegungen und die natürliche Umwelt habe die Fähigkeit, sich aus sich heraus zu regenerieren. Auch die Tatsache, dass durch die Covid-19-Maßnahmen eine Minderung der Schadstoffe und der Belastung der Atmosphäre festgestellt werden konnte, beweise, dass der Mensch der entscheidende Faktor bei der Entstehung der ökologischen Krise sei.

Kein Fortschritt

Wörtlich ergänzte der Patriarch: "Es gibt keinen wahrhaften Fortschritt, der auf der Zerstörung der natürlichen Umwelt basieren könnte. Es ist absurd, ökonomische Entscheidungen zu treffen, ohne deren ökologische Folgen in Betracht zu ziehen. Der wirtschaftliche Fortschritt darf nicht länger ein Alptraum für die Ökologie bleiben."

Die Größe der Bedrohung zeige sich darin, "dass nicht mehr nur die Lebensqualität, sondern die Bewahrung des Lebens auf unserem Planeten auf dem Spiel steht". Zum ersten Mal in der Geschichte könne der Mensch die Grundbedingungen des Lebens auf Erden zerstören, so der Patriarch.

Der Kampf für die Bewahrung der Schöpfung sei eine zentrale Dimension des christlichen Glaubens, betonte Bartholomaios weiter. Daher rufe er alle Gläubigen zum tatkräftigen Einsatz dafür auf. Bartholomaios wird für sein umfassendes ökologisches und schöpfungstheologisches Engagement oft auch als "Grüner Patriarch" bezeichnet.

 

Bartholomaios I. mit einem Mikrofon in der Hand / © Sascha Baumann (KNA)
Bartholomaios I. mit einem Mikrofon in der Hand / © Sascha Baumann ( KNA )
Quelle:
KNA
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