Wie läuft eine Begegnung mit Papst Franziskus ab?

"Er hat so weiche Hände"

Zehn Jahre ist Papst Franziskus nun im Amt. Er gilt als viel persönlicher und nahbarer als seine Vorgänger. Aber wie ist es, dem Pontifex selbst zu begegnen? Ist das eine spirituelle Erfahrung oder ein ganz normales Händeschütteln?

Autor/in:
Renardo Schlegelmilch
Renardo Schlegelmilch und Papst Franziskus (VM)
Renardo Schlegelmilch und Papst Franziskus / ( VM )

"Du musst nur eines im Kopf haben," hat man mir vorher gesagt. "Schau nur ihn an, und sprich nur mit ihm. Achte nicht auf die Aufpasser rechts und links. Die wollen die Leute so schnell wie möglich durchschleusen. Franziskus selber ist das egal. Der redet gerne mit den Leuten."

Zwei Mal hatte ich in den letzten zehn Jahren die Möglichkeit, dem Pontifex persönlich zu begegnen. Treffen wäre zu viel gesagt, begegnen trifft es eher. Beide Begegnungen haben nur einige Sekunden gedauert, obwohl eines der beiden Treffen offiziell sogar eine Privataudienz war. Offiziell, denn de facto nahmen an dieser Privataudienz 300 Leute teil. Ein Erlebnis war es trotzdem, wahrscheinlich eines, an das ich mich mein Lebtag erinnern werde.

Papst Franziskus empfängt Repräsentanten der deutschen katholischen Journalistenschule ifp  / © Vatican Media (KNA)
Papst Franziskus empfängt Repräsentanten der deutschen katholischen Journalistenschule ifp / © Vatican Media ( KNA )

Privataudienz mit 300 Leuten

Das war im November 2018, als die katholische Journalistenschule ifp ihren 50. Geburtstag mit einer Papstaudienz krönte. Vorher fragten wir uns: Wird er nur vorne stehen und einen Text vorlesen oder wird er den Menschen persönlich begegnen? Los ging der Tag relativ früh, weil unsere komplette Besuchergruppe von 300 Leuten erst mal durch die Sicherheitskontrollen und den Apostolischen Palast geschleust werden musste. Annette Schavan, die frühere Vatikanbotschafterin, beschrieb solche Erlebnisse mal ganz treffend: Jeder Gang, Saal und Warteraum, durch den man geführt wird, wird sukzessive größer, pompöser, beeindruckender, um den Besucher darauf vorzubereiten, dass man gleich dem Stellvertreter Christi auf Erden gegenübersteht.

Die eigentliche Audienz war im Nachhinein doch ziemlich unspektakulär. Franziskus verlas seine Ansprache und erklärte, was er von katholischen Journalisten erwartet. Danach nahm er sich aber doch unerwartet die Zeit, jeden der Anwesenden persönlich zu begrüßen und die Hand zu schütteln.

War das jetzt ein großes spirituelles Erlebnis? Nicht wirklich. Die zehn Sekunden, die man vor ihm steht, könnte man auch vor einer Wachsfigur bei Madame Taussauds stehen und posieren. Zu einem wirklichen Gespräch kann es gar nicht kommen. Einige von uns haben versucht, sich mit ihm zu unterhalten. Alleine die Sprachbarriere macht das allerdings schwierig. Franziskus soll zwar Deutsch verstehen, kann sich aber nicht wirklich in der Sprache unterhalten. Englisch kann er so gut wie gar nicht, und die wenigsten von uns sprachen Italienisch oder Spanisch. Ich persönlich fand das aber auch gar nicht nötig, so wichtig bin ich nicht, dass ich ein längeres Gespräch mit dem Papst führen muss.

Welche Handcreme benutzt der Papst?

Worüber haben wir uns in der Gruppe hinterher unterhalten? Vor allem darüber, was für weiche Hände der Papst doch hat. "Was für Hautcreme benutzt der denn?" Ich hatte vor allem Respekt davor, dass Franziskus solche Termine Tag für Tag mitmachen muss. Ja, er hat gerne Menschen um sich, aber 300 Leuten in einer Reihe Hände zu schütteln und Fotos zu machen, ist sicher nicht vergnügungssteuerpflichtig.

Eine Sache haben sich allerdings viele von uns von diesem Tag mitgenommen: eine Erkältung. Nach der Pandemie wirkt solch ein Massen-Händeschütteln sicher noch weniger attraktiv als vorher.

So schnell wie die erste Begegnung gelaufen ist, hatte ich mir für die zweite schon vorher einen Plan zurechtgelegt. Das war am Ostersonntag 2019. Da war ich für das Team von Radio Vatikan bei der Übertragung des Gottesdienstes mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz im Einsatz. Alleine zu Ostern hinter den Kulissen im Petersdom zu sein, ist ein Erlebnis für sich. Als Dankeschön für die Arbeit hat es sich Franziskus angewöhnt, alle, die an diesem Tag im Einsatz sind, nach dem Gottesdienst persönlich zu begrüßen.

Renardo Schlegelmilch im Petersdom (privat)
Renardo Schlegelmilch im Petersdom / ( privat )

Ostern mit Franziskus

Ein Gespräch war da für mich auch diesmal nicht drin, aber ich hatte mir überlegt, Franziskus nach einem Segen für mein Kreuz zu fragen. Das hatte ich mir bei Mönchen in Ägypten gekauft, und auch schon in der Grabeskirche in Jerusalem niedergelegt. Von den Kollegen von Radio Vatikan hatte ich mir vorher noch den Satz "Bitte segnen Sie mir mein Kreuz" auf Italienisch beibringen lassen. Als ich dann vor dem Papst stand, habe ich dann trotzdem alle Worte vergessen, Deutsch wie Italienisch. Aber es war ihm anscheinend trotzdem klar, was ich wollte. Seitdem trage ich jeden Tag ein Kreuz um den Hals, das mir der Papst persönlich gesegnet hat.

Was bleibt mir jetzt von diesem zwei Momenten? Keine große spirituelle Erleuchtung, sondern vor allem Respekt. Respekt für all das Händeschütteln, all die Fotos und Warteschlangen, die Franziskus seit zehn Jahren jeden Tag über sich ergehen lassen muss. Aber trotzdem ich habe mein Kreuz - und in meinem Wohnzimmer hängt seitdem ein gerahmtes Foto von diesem besonderen Handschlag. Das habe ich mir nicht nehmen lassen.

Das Leben des Jorge Mario Bergoglio/Franziskus

Franziskus ist der erste Papst der Kirchengeschichte aus Lateinamerika und der erste Jesuit im obersten Kirchenamt. Seine Wahl löste weltweit einen regelrechten Papst-Hype aus. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) zeichnet zentrale Stationen seines Lebens und seiner bisherigen Amtszeit nach:

Papst Franziskus lächelt (Archiv) / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus lächelt (Archiv) / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
DR