Was geschieht unmittelbar vor und nach dem Einzug der Kardinäle in die Sixtinische Kapelle?
"Das Konklave beginnt ganz liturgisch, mit einer Messe im Petersdom um 10 Uhr. Pro eligendo Romano Pontifice" – eine gemeinsame Votivmesse aller Kardinäle für die Wahl und für den zukünftigen Papst. Ihr stand Kardinaldekan Giovanni Battista Re vor, der auch schon das Requiem für den verstorbenen Papst geleitet hatte.

Am Nachmittag, um 16.30 Uhr, folgte dann die feierliche Prozession in die Sixtina – dort legten die 133 anwesenden wahlberechtigten Kardinäle mit der Hand auf dem Evangelium einzeln ihren Eid ab: sich an die Vorschriften zu halten, keine Einmischung von außen zu dulden und "Geheimhaltung über alles zu wahren". Sie nennen ihren Namen, und die lateinische Formel, die bedeutet "Ich gelobe, ich verspreche und ich schwöre."

Die Messe und der Einzug warne noch öffentlich, doch sobald der Zeremonienmeister Diego Ravelli das "Extra omnes" ausrufen hatte, wurden die Türen zur Sixtina vor den Kameras und der Welt geschlossen. Nach einer geistlichen Meditation, gehalten von einem zuvor bestimmten Geistlichen, haben auch dieser sowie der Zeremonienmeister die Kapelle verlassen. Vor dem Portal bezog die Schweizergarde Stellung.
Während des Konklaves sind Aufzeichnungen, Notizen oder elektronische Geräte strikt verboten. Die Wahl soll in absoluter Freiheit erfolgen – im Gebet, ohne äußeren Druck."
Wie läuft die Wahl konkret ab?
"Die Leitung des Konklaves liegt beim Kardinaldekan. Da Kardinal Re mit 91 Jahren die Altersgrenze überschritten hat und das auch für seinen Stellvertreter Kardinal Sandri gilt, übernimmt der ranghöchste wahlberechtigte Kardinalbischof – das ist derzeit Kardinal Pietro Parolin. Noch am Mittwochnachmittag führen die Kardinäle einen ersten Wahlgang, ein Scrutinium, durch. Kandidaten oder Wahllisten gibt es bekanntlich keine. Jeder Kardinal notiert den Namen seines Wunschkandidaten auf einem Wahlzettel mit der Aufschrift "Eligo in Summum Pontificem" ("Ich wähle als Papst"). "In verstellter, aber deutlicher Schrift" soll das geschehen.
Stimmabgabe vor dem "Jüngsten Gericht"
Jeder Kardinal schreitet mit dem gefalteten Zettel in der erhobenen Hand zum Altar, spricht die vorgeschriebene Eidformel und lässt den Zettel von einem Teller in die Wahlurne rutschen. "Ich rufe Christus, der mein Richter sein wird, zum Zeugen an, dass ich gewählt habe, von dem ich glaube, dass er nach Gottes Willen gewählt werden sollt", gelobt jeder Kardinal und schaut dabei direkt in den Eingang zur Hölle auf Michelangelos "Jüngstem Gericht".
Wie lange wählen die Kardinäle?
"An jedem Konklave-Tag finden vier Wahlgänge statt, zwei am Vormittag, zwei am Nachmittag. Wenn im jeweils ersten Scrutinium kein Papst gewählt wird, also nicht die erforderlichen 89 Stimmen für eine Person abgegeben werden, werden die Stimmzettel beider Wahlgänge zusammen verbrannt.

Damit die Farbe eindeutig ist, werden chemische Substanzen beigemischt. Wenn drei volle Tage hintereinander kein weißer Rauch aufsteigt, gibt es eine Konklave-Pause, das wäre in unserem Fall der Sonntag. Einen Tag lang sollen die Kardinäle dann innehalten, beten und untereinander Gespräche führen."
Wer kann überhaupt Papst werden?
"Obwohl die Apostolische Konstitution viele Details regelt – hier lässt sie eine kleine Lücke. Die Kardinäle sollen nicht gebunden sein, frei für das Wohl der Kirche wählen können. Mindestvoraussetzungen gibt es, wenn wir bedenken, dass der Papst zugleich der Bischof von Rom ist. Für einen Bischof verlangt das Kirchenrecht unter anderem: männlich, mindestens 35 Jahre alt, seit mind. 5 Jahren Priester in zölibatärer Lebensweise und ein akademischer Grad. Sollte die Wahl der Kardinäle auf einen männlichen Laien fallen, gibt es dafür Vorbilder in der Kirchengeschichte, wenngleich diese Jahrhunderte zurückliegen. Er würde noch vor der Amtseinführung zum Diakon, Priester und Bischof geweiht werden."
Was passiert, wenn ein neuer Papst gewählt wurde?
"Der Gewählte wird vom ranghöchsten wahlberechtigten Kardinalbischof gefragt, ob er die Wahl annimmt und welchen Namen er als Papst tragen möchte. Anschließend fertigt der Päpstliche Zeremonienmeister, der inzwischen herbeigerufen wurde, im Beisein von zwei Zeremoniaren ein notarielles Schriftstück über die Annahme der Wahl und den gewählten Namen an.

In der Sakristei der Sixtinischen Kapelle, Tränenkapelle, genannt, legt der Neugewählte die päpstlichen Gewänder an. Anschließend nimmt er auf der Kathedra vor dem Altar in der Sixtinischen Kapelle Platz und alle wahlberechtigten Kardinäle versprechen ihm nacheinander den Gehorsam. Gemeinsam singen oder beten sie das Dankgebet der Kirche, den Hymnus "Te Deum laudamus"- "Großer Gott, wir loben dich".
Segen für Stadt und Erdkreis
Mit der Annahme der Wahl ist das Konklave offiziell beendet. Nun folgt die öffentliche Bekanntgabe auf dem Mittelbalkon des Petersdoms. Der Kardinalprotodiakon Kardinal Dominique Mamberti, verkündet der Welt: "Annuntio vobis gaudium magnum, habemus Papam!" – "Ich verkünde euch eine große Freude: Wir haben einen Papst!" Danach erteilt der neue Pontifex der Stadt und dem Erdkreis seinen ersten Segen "Urbi et Orbi."
Was ist die Besonderheit bei diesem Konklave?
"Dieses Konklave nach dem Tod von Papst Franziskus ist eines der vielfältigsten in der Kirchengeschichte. Die 133 wahlberechtigten Kardinäle – so viele wie nie – kommen aus allen Kontinenten. Der Anteil der Europäer wird immer kleiner, 53 sind es bei diesem Konklave. Das spiegelt die globale Ausrichtung und das Wirken der katholischen Kirche wider."