Wie konnte ein Auto ins Zentrum des Vatikans eindringen?

Sicherheitslücken im Staat des Papstes

Von außen wirkt der Vatikan wie eine Festung. Und doch konnte ein offenbar geistig verwirrter Autofahrer am Donnerstagabend bis ins Zentrum der Macht vordringen. Die Sicherheit lässt zu wünschen übrig, wie sich auf diese Weise zeigt.

Autor/in:
Ludwig Ring-Eifel
Polizeiauto auf dem Petersplatz (Archiv) / © stigmatize (shutterstock)
Polizeiauto auf dem Petersplatz (Archiv) / © stigmatize ( shutterstock )

Ein Kleinwagen fährt mit Vollgas und quietschenden Reifen durch das Besucher-Tor des Vatikanstaates. Schweizer Gardisten können ihn nicht aufhalten. Schüsse hallen zwischen den hohen Mauern.

Zugang über das Anna-Tor in den Vatikan (Archiv) / © Lucamato (shutterstock)
Zugang über das Anna-Tor in den Vatikan (Archiv) / © Lucamato ( shutterstock )

Ein Vatikan-Gendarm feuert gezielt auf die Reifen des Fahrzeugs, doch es fährt ungebremst weiter.

Der Notfallalarm wird ausgelöst, das strategisch wichtige interne Tor mit dem Namen "Portone della Zecca" schließt gerade noch rechtzeitig.

Damit ist der Weg zu den vatikanischen Gärten und zum Gästehaus Santa Marta verschlossen. Dort wohnt der Papst.

Fahrer fährt Richtung Damasus-Hof

Der Fahrer muss jetzt abbiegen und kann nur noch Richtung Damasus-Hof weiterfahren. Normalerweise nehmen Politiker in gepanzerten Limousinen diesen Weg, wenn sie zur offiziellen Papstaudienz in den Apostolischen Palast wollen. In dem monumentalen Innenhof kommt das Fahrzeug zum Stehen. Der Fahrer steigt aus und wird sofort festgenommen.

Der Damasus-Hof im Vatikan / © Oliver Sittel (KNA)
Der Damasus-Hof im Vatikan / © Oliver Sittel ( KNA )

Was nach Aufnahmen aus einem James-Bond-Film klingt, ist am Donnerstagabend kurz nach 20 Uhr in Rom tatsächlich passiert. Da der Eindringling offenbar unbewaffnet war, ist der Vatikan ohne erkennbare Schäden davongekommen. Doch der Vorfall hat schlagartig Sicherheitslücken im kleinsten Staat der Welt offenbart.

Wäre das Auto kein Fiat Panda, sondern ein mit Sprengstoff beladener Lieferwagen gewesen, hätte ein Attentäter das Gebäude, in dem sich das vatikanische Staatssekretariat befindet, schwer beschädigen und - je nach Tageszeit - viele Menschen töten oder verletzen können.

Interne Alarmkette hat funktioniert

Immerhin hat die interne Alarmkette so gut funktioniert, dass der direkte Weg in Richtung der aktuellen Papstwohnung rechtzeitig verschlossen war. Der Papst selbst und auch der hintere Teil des Petersdoms mit dem Altar über dem Grab des Apostels Petrus waren also in Sicherheit.

Polizeiauto auf dem Petersplatz (Archiv) / © stigmatize (shutterstock)
Polizeiauto auf dem Petersplatz (Archiv) / © stigmatize ( shutterstock )

Dennoch dürfte der Vorfall Auswirkungen auf die Sicherheitsarchitektur des Vatikans haben. Denn dass ein Fahrzeug ungebremst bis ins Zentrum der Macht vordringt, muss eigentlich verhindert werden.

Neben Einführung von technischen Nachrüstungen, etwa mit zusätzlichen hochfahrbaren Stahl-Pollern, dürfte auch die Struktur der internen und externen Sicherheits-Truppen diskutiert werden. Denn die ist relativ kompliziert.

Gendarmerie und Schweizergarde für Sicherheit zuständig

Im Vatikan sind die Gendarmerie des Kleinstaates und die Schweizergarde für die Sicherheit zuständig, unterstehen aber getrennten Kommandos. Auf dem Petersplatz sowie im unmittelbaren Umfeld sind römische Polizisten und italienische Carabinieri zum Schutz des Papstes und der öffentlichen Ordnung im Einsatz.

In den vergangenen Jahrzehnten wurden die Einheiten im Vatikan und im Umfeld immer wieder aufgerüstet. Am deutlichsten nach dem islamistischen Terroranschlag vom 11. September 2001 in New York, denn danach wurde auch der Vatikan als mögliches Ziel von Terroranschlägen genannt.

Papst Franziskus und ein Schweizergardist (Archiv) / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus und ein Schweizergardist (Archiv) / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Seither haben zudem die italienischen Streitkräfte rings um den Vatikan mehrere mit Maschinengewehren bewaffnete motorisierte Sicherheitsposten eingerichtet. Sie sollen im Ernstfall die nur mit Handfeuerwaffen ausgestatteten Polizeieinheiten auf dem Petersplatz sowie die leicht bewaffneten Gardisten und Gendarmen im Vatikan bei der Abwehr von Bedrohungen unterstützen.

Doch der Vorfall vom Donnerstag zeigt, dass auch dieser Schutz nur begrenzte Wirkung hat. In unmittelbarer Nähe zum Anna-Tor, das der Eindringling mit seinem Kleinwagen mühelos durchquerte, ist das militärische Aufgebot der italienischen Streitkräfte besonders massiv. Genutzt hat es nichts.

Alarm im Vatikan

Ein anscheinend verwirrter Mann ist mit seinem Auto in den Vatikan eingedrungen und hat damit einen Großalarm ausgelöst. Der Wagen raste am Donnerstagabend durch eine Kontrollstation und gelangte bis vor die Eingangstür des Apostolischen Palastes, wie der Heilige Stuhl mitteilte. Da jedoch schnell Sicherheitsmaßnahmen ergriffen wurden und der Fahrer rasch festgenommen werden konnte, war die Situation nach kurzer Zeit entschärft.

Auto rast durch Tor in Vatikanstaat / © Andrew Medichini/AP (dpa)
Auto rast durch Tor in Vatikanstaat / © Andrew Medichini/AP ( dpa )
Quelle:
KNA